Er entstand 2019 durch die Fusion des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB) mit dem Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) in Karlsruhe und dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) mit der Verbundzentrale (VZG) in Göttingen. Ziel war die Bündelung von Kompetenzen sowie der Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur für das Bibliotheks- und Informationsmanagement im deutschsprachigen Raum.
K10plus bildet eine moderne Plattform, die den Anforderungen an professionelles Metadatenmanagement, flexible Datenintegration und erweiterte Recherchefunktionen entspricht. Die Bestände werden regelmäßig aktualisiert und stehen über vielfältige Schnittstellen und Portale wissenschaftlichen Einrichtungen, nationalen Konsortien und anderen Informationssystemen zur Verfügung.
Historie und geographische Abdeckung
Die Zusammenführung der beiden großen Verbünde SWB und GBV bedeutete einen besonderen Schritt in der Konsolidierung deutscher Metadateninfrastrukturen. Die Migration der Daten begann 2018 und verlief in mehreren Etappen; der Produktivbetrieb startete im März 2019. Mit dieser Fusion wurden Redundanzen reduziert, Prozesse vereinheitlicht und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bibliothekslandschaft gestärkt.
K10plus deckt primär Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ab. Regionale Erweiterungen oder Veränderungen können auftreten; Sachsen-Anhalt und Thüringen sind derzeit nicht im Kernbereich vertreten. Die Anzahl der beteiligten Bibliotheken liegt je nach Definition und Zählweise bei rund 900 Einrichtungen und Standorten (Stand 2024), darunter zahlreiche Universitäts-, Landes-, Fach- und Spezialbibliotheken sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Öffentliche Bibliotheken sind bislang nur vereinzelt Teilnehmende.
Datenbestand und Formate
K10plus umfasst mehr als 90 Millionen Titelaufnahmen und über 200 Millionen Bestandsnachweise. Verzeichnet werden Monografien, Zeitschriften, E-Books, audiovisuelle Medien, Karten, Forschungsdaten, Handschriften, Nachlässe und weitere Medienarten aller Wissenschaftsbereiche.
Für die interne Datenhaltung wird das PICA+ Format verwendet. Der Export in internationale Systeme oder die Integration in Drittsysteme erfolgt in der Regel in MARC21. Dieses sichert die Interoperabilität mit weltweit verbreiteten Katalog- und Discovery-Systemen. Ehemals genutzte Formate wie MAB spielen im aktuellen Verbund keine Rolle mehr; UNIMARC wird ebenfalls nur eingeschränkt und projektbezogen genutzt.
Technische Plattformen und Schnittstellen
K10plus setzt auf offene und standardisierte Schnittstellen. Zu den wichtigsten Protokollen gehören OAI-PMH (Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting), SRU/SRW (Search/Retrieve via URL oder Web Service) und weitere APIs. Diese ermöglichen die flexible Integration sowohl in gängige Bibliotheksmanagementsysteme wie Alma, SISIS, PICA oder Koha als auch in Discovery-Systeme, Forschungsinformationssysteme und verschiedenste Informationsdienste.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Linked-Data-Technologien, die Erprobung von BIBFRAME und erste Pilotprojekte zur Anwendung neuer Metadatenmodelle sichern die Innovationskraft von K10plus. Auch die Integration von E-Ressourcen-Management, Lizenzmanagement und die differenzierte Einbindung in Open-Access-Umgebungen sind zentrale Entwicklungsfelder.
Zentrale Merkmale und Vorteile
- Zentrale Verwaltung und Pflege: Metadaten werden im Verbund in einer zentral gepflegten Datenbank gespeichert, umfassend geprüft und aktuell gehalten. Das fördert Qualität und Konsistenz und minimiert Dubletten.
- Überregionale Recherche: Zahlreiche Portale und Rechercheschnittstellen geben Zugang zu den Titeldaten und Beständen hunderter wissenschaftlicher Bibliotheken, was eine umfassende Literaturrecherche ermöglicht.
- Integration und Skalierbarkeit: K10plus kann an vielfältige Bibliotheksmanagementsysteme und Informationsdienste angebunden werden – von lokalen Lösungen bis zu internationalen Verbundservices wie WorldCat.
- Normdatenmanagement: Die Gemeinsame Normdatei (GND) wird konsequent eingesetzt, um Metadaten zu Personen, Körperschaften, Geografika, Werken, Ereignissen und Sachschlagworten eindeutig zu referenzieren.
- Datensynchronisation: Lokale Exemplardaten werden kontinuierlich synchronisiert und mit den zentralen Titeldatensätzen verknüpft. Anpassungen an Titeldatensätzen sind bibliotheksübergreifend geregelt und erfolgen ausschließlich im Verbund.
- Kooperative Prozesse: Erwerbung, Katalogisierung, die zentrale Fernleihe und weitere Dienste werden durch bewährte kooperative Arbeitsabläufe unterstützt.
- Katalogisierungsregelwerk: Das internationale Regelwerk RDA (Resource Description and Access) wird einheitlich angewendet, was eine hohe Standardisierung und die problemlos Nachnutzung der Daten in Fachdatenbanken und Aggregatoren ermöglicht.
- Open-Data-Strategie: Ein erheblicher Teil der Metadaten ist unter der CC0-Lizenz frei nachnutzbar, wobei für bestimmte importierte oder projektspezifische Datensätze spezielle Lizenzierungen gelten können.
Typische Arbeitsabläufe in K10plus
Die Katalogisierung und Pflege von Titeldaten werden zentral im Verbund ausgeführt. Fachpersonal erfasst und prüft neue Titelaufnahmen unter Anwendung der RDA-Regeln und verknüpft diese eng mit Normdaten wie der GND. Die anschließende Zuordnung von Bestandsnachweisen und die Pflege von Exemplardaten erfolgen durch die jeweiligen Bibliotheken vor Ort. Anpassungen an Titeldaten sind nur zentral im Verbund möglich; lokale Aktivitäten beschränken sich in der Regel auf die Exemplardatenverwaltung.
Durch diesen Aufbau profitieren Bibliotheken von geprüften, konsistenten Titeldaten bei gleichzeitig größtmöglicher Flexibilität im lokalen Bestandsmanagement.
Best Practices für das Bibliotheksmanagement
- Automatisierte Synchronisation der Bestände zur Sicherstellung der Aktualität und Vermeidung von Inkonsistenzen.
- Systematische und kontinuierliche Einbindung von Normdaten für eine herausragende Katalogqualität und effiziente Recherche.
- Zielgerichtete Fortbildungsangebote und Fachaustausch, die von Verbundarbeitskreisen, Initiativen und Projekten ermöglicht werden, je nach Bedarf und Aktivität der Bibliothek.
- Engagement in Gremien, Arbeitskreisen und Foren zur Weiterentwicklung des Verbundes, etwa durch Mitarbeit in Fachgruppen oder bei inhaltlichen Pilotprojekten.
- Nutzung der zentralen kooperativen Dienstleistungen wie Fernleihe, abgestimmte Erwerbung und Erschließung, jeweils an den betrieblichen Bedarf angepasst.
Unterschied zu anderen deutschen Verbundsystemen
Nachnutzbarkeit und Offenheit
Ein erheblicher Teil der K10plus-Metadaten kann unter der CC0-Lizenz frei nachgenutzt werden. Für bestimmte Teilmengen, die beispielsweise von Drittanbietern stammen oder spezielle projektspezifische Restriktionen unterliegen, gelten abweichende Nutzungsbedingungen.
Die Integration von K10plus in internationale Initiativen wie VIAF, Wikidata und Europeana sowie Kooperationen mit Institutionen wie OCLC/WorldCat oder IFLA unterstreichen die internationale Ausrichtung. Die Nachnutzbarkeit ermöglicht innovative Projekte in Forschung, Bibliotheksmanagement und Digital Humanities.
Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen
K10plus konzentriert sich auf die bedarfsgerechte Integration wissenschaftlicher Bibliotheken. Die Harmonisierung von unterschiedlich gepflegten Datenbeständen bleibt eine Herausforderung, ebenso die Anbindung öffentlicher und nichtwissenschaftlicher Bibliotheken.
Der Ausbau von BIBFRAME, Pilotprojekte zum Einsatz neuer Metadatenmodelle, die Weiterentwicklung der technischen Infrastruktur, Offenheit für Open-Access-Inhalte sowie Supportportale (z. B. Wikis, Anwenderforen) stehen im besonderen Fokus. Eine wachsende Community von mehr als 2.500 aktiven Katalogisierenden, unterstützt durch Expertengremien, trägt zur fachlichen Weiterentwicklung bei.
Relevante Rechercheportale und Dienste
Aktuelle Rechercheportale für die Nutzung von K10plus sind unter anderem das K10plus-Zentral-Portal, der K10plus-WebOPAC sowie verschiedene angeschlossene regionale Gateways und Fachdatenbanken. Diese ermöglichen einen komfortablen, standortübergreifenden Zugriff auf den umfangreichen Bestand. Fachpersonal kann spezialisierte Frontends für erweiterte Such- und Arbeitsprozesse nutzen.
Rechtliche Aspekte und Support
K10plus bietet ausführliche Dokumentationen, Supportportale und Ansprechpartner für Mitgliedsbibliotheken. Die Nachnutzung der Daten ist je nach Lizenz zu kennzeichnen; bei restriktiv lizenzierten Datensätzen, insbesondere von Drittanbietern, gelten spezielle Nutzungsbedingungen.
Servicelevel und Support-Angebote sind vertraglich geregelt und werden laufend weiterentwickelt.
Erfolgreiche Innovations- und Digitalisierungsprojekte
K10plus ist die Basis für zahlreiche Digitalisierungs-, Open-Access- und Archivierungsprojekte. Herausragende Beispiele finden sich im Bereich der Langzeitarchivierung, innovativer Discovery-Lösungen, der Integration von Forschungsdaten und der internationalen Zusammenarbeit.
Häufige Fragen zu K10plus
Wie unterscheidet sich K10plus von lokalen Bibliothekskatalogen?
Lokale Bibliothekskataloge enthalten ausschließlich die Medien und Bestände einer bestimmten Einrichtung. K10plus fasst die Metadaten und Bestandsnachweise zahlreicher wissenschaftlicher Bibliotheken zusammen und ermöglicht so eine übergreifende Recherche und Mediensichtbarkeit.
Welche Bibliotheken sind in K10plus vertreten?
Vertreten sind primär wissenschaftliche Bibliotheken aus Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Enthalten sind insbesondere Universitäts-, Fach-, Landes- und Spezialbibliotheken sowie Forschungsinstitutionen.
Welche Medienarten sind in K10plus nachgewiesen?
Erfasst werden Monografien, Print- und elektronische Zeitschriften, E-Books, audiovisuelle Medien, Karten, Forschungsdaten, Handschriften, Nachlässe und weitere wissenschaftliche Medienarten.
Wie kann in K10plus recherchiert werden?
Die Datenbank selbst ist kein frei zugängliches Recherchewerkzeug. Recherche ist über Portale wie K10plus-Zentral, K10plus-WebOPAC sowie über angeschlossene Suchsysteme und Fachdatenbanken möglich. Spezielles Fachpersonal nutzt darüber hinaus erweiterte Frontends.
Was ist die Rolle von Normdaten?
Normdaten, wie die Gemeinsame Normdatei (GND), sorgen für die eindeutige Identifizierung von Personen, Körperschaften, Geografika, Schlagwörtern, Werken und Veranstaltungen – und gewährleisten konsistente, durchsuchbare Bestände.
Können Privatpersonen K10plus direkt nutzen?
Ein Schreib- oder Editierzugriff ist ausschließlich autorisierten Mitarbeitenden vorbehalten. Für Recherchezwecke stehen Ihnen hingegen zahlreiche Katalogportale und Gateways offen, über die Sie auf einen Großteil der Bestände zugreifen können.
Wie ist K10plus international vernetzt?
K10plus ist über Schnittstellen wie OAI-PMH, SRU/SRW, MARC21 und andere an internationale Systeme angebunden. Daten werden in OCLC WorldCat, European-Portalen, Wikidata und Aggregatoren weltweit genutzt und nachgenutzt.
Wie wird Datenschutz und Sicherheit realisiert?
Sämtliche Zugriffsrechte und Schnittstellen sind klar definiert. Die Datenhaltung erfolgt DSGVO-konform, laufende Überwachung und Sicherheitstests sichern Integrität und Schutz sensibler Informationen.
Welche Softwarelösungen sind mit K10plus kompatibel?
K10plus kann mit allen gängigen Bibliotheksmanagement- und Informationssystemen, darunter Alma, SISIS, Koha, PICA, Parlamentsdokumentationssystemen, Normenmanagementlösungen und ergänzenden GLOMAS-Softwareprodukten integriert werden.
Welche Open-Data-Strategie gibt es?
Ein erheblicher Teil der Metadaten ist offen und unter CC0 verfügbar. Für bestimmte Teilbereiche gelten restriktivere Lizenzierungen, was eine sorgfältige Prüfung und ggf. weitere Einholung von Nutzungsgenehmigungen erfordert.
Wie erhalten Sie Unterstützung und weitere Informationen?
Mitgliedsbibliotheken haben Zugang zu Dokumentationsportalen, Wikis und Support-Angeboten. GLOMAS steht Ihnen gern beratend zur Seite, wenn Sie Beratung zur Anbindung und Integration mit K10plus wünschen.