Gemeinsame Normdatei (GND)

Die Gemeinsame Normdatei (GND) ist ein zentraler Normdatenbestand, der der Vereinheitlichung und eindeutigen Identifikation von Personen, Körperschaften, Geografika, Kongressen, Sachbegriffen und in selektiven Fällen Werken dient.

Produkt:
Bibliotheksmanagement

Vorrangig im deutschsprachigen Raum von Bibliotheken, Archiven, Museen sowie weiteren Kultureinrichtungen genutzt, spielt die GND eine Schlüsselrolle, um Informationen strukturierter, interoperabler und nachhaltiger zu verwalten. International wird die GND rezipiert und ist über Verknüpfungen mit anderen Normdateien, wie VIAF oder Wikidata, eingebunden.

Was ist die GND?

Die Abkürzung GND steht für „Gemeinsame Normdatei“. Sie wurde 2012 durch die Zusammenführung der früheren Personennamendatei (PND), Gemeinsamen Körperschaftsdatei (GKD) und Schlagwortnormdatei (SWD) geschaffen. Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) koordiniert gemeinsam mit zahlreichen Partnerbibliotheken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Weiterentwicklung und Betreuung der GND.

Das Ziel der GND ist die eindeutige Identifizierung und Standardisierung von Entitäten wie Personen, Körperschaften (u. a. Organisationen, Institutionen), Geografika (Orte), Kongressen, Sachbegriffen (Sachschlagwörtern) sowie - in begrenztem Umfang - Werken, insbesondere aus Musik und Literatur. Jeder Entitätseintrag wird mit einem unverwechselbaren, persistenten Identifikator, der sogenannten GND-ID, versehen. Diese GND-IDs sind dauerhaft gültig, offen zugänglich und können frei genutzt werden, da die GND unter der Creative-Commons-Lizenz CC0 als Open Data veröffentlicht ist.

Die GND trägt dazu bei, Schreibvarianten, Synonyme oder unterschiedliche Ansetzungsformen systematisch zusammenzuführen. Das erleichtert Recherchen, verbessert die Verknüpfung von Metadaten und minimiert Mehrdeutigkeiten sowie Fehlerquellen durch verschiedene Schreibweisen oder Namensformen.

Historische Entwicklung der GND

Die Entstehung der GND geht auf die Zusammenlegung mehrerer zuvor getrennt geführter Normdateien zurück: Die Personennamendatei (PND), die Gemeinsame Körperschaftsdatei (GKD) und die Schlagwortnormdatei (SWD) wurden zum 1. April 2012 zur GND zusammengeführt, um die verbesserte Pflege, internationale Interoperabilität und technische Modernisierung des Normdatenmanagements zu erreichen. Durch diese Zusammenführung entstand ein umfassender, technologieoffener und international anschlussfähiger Normdatenbestand.

Überblick zu Entitätstypen der GND

Die GND deckt verschiedene Entitätstypen ab, die jeweils spezielle Regeln und Strukturmerkmale besitzen:

  • Personen: Umfasst reale und fiktive Personen, mit standardisierten Namensfassungen und Lebensdaten.
  • Körperschaften: Institutionen, Firmen, Behörden, Vereine und vergleichbare Organisationen.
  • Geografika: Geografische Orte wie Städte, Länder, Flüsse.
  • Kongresse/Veranstaltungen: Einmalige oder periodisch stattfindende Zusammenkünfte oder Ereignisse.
  • Sachbegriffe (Sachschlagwörter): Themen, Gegenstände, abstrakte Begriffe und Konzepte.
  • Werke: Bestimmte Musikwerke und in begrenztem Umfang literarische Werke, insbesondere wenn sie im deutschen Sprachraum bedeutend sind.

Technische Grundlagen und Schnittstellen der GND

Die GND ist technisch vielfältig nachnutzbar. Sie wird als Linked-Open-Data-Angebot bereitgestellt und unterstützt dabei folgende Schnittstellen und Austauschformate:

  • RDF (Resource Description Framework): Für semantische Webanwendungen und Linked Data-Projekte.
  • SRU/SRW (Search/Retrieve via URL/Web Service): Für professionelle Recherchetools.
  • OAI-PMH (Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting): Für Massendatenübernahmen und Aggregationsdienste.
  • REST-APIs und XML-Formate stehen ebenfalls für technische Integrationen zur Verfügung.

Zudem erlaubt die offene Lizenzierung der GND (CC0) eine umfassende Nutzung und Weiterverarbeitung der Normdaten durch Bibliotheken, Softwareanbieter, Forschungsinfrastrukturen und offene Plattformen wie Wikidata.

Fachliche Betreuung und Community

Die GND wird von der Deutschen Nationalbibliothek gepflegt und von sogenannten GND-Agenturen, meist großen Bibliotheken und spezialisierten Fachstellen, weiterentwickelt. Darüber hinaus beteiligen sich verschiedene Arbeitsgruppen, Projektteams (z. B. GND4C - GND für Kulturdaten) und die fachliche Community an der Qualitätssicherung, Weiterentwicklung und fachlichen Erschließung der Normdaten. Aktuelle Entwicklungsprojekte widmen sich z. B. einer besseren Einbindung von Daten aus Archiven und Museen oder der Digitalisierung von Kulturdaten.

Bedeutung und Anwendung der GND im Informationsmanagement

Im gesamten Informationsmanagement ist die GND ein zentrales Werkzeug, um Daten über Medien, Autoren, Organisationen und Themen konsistent zu erfassen, zu pflegen und in überregionale sowie internationale Informationsnetzwerke einzubringen. Die Integration der GND in moderne Informationsmanagementsysteme - etwa für Normenmanagement, Bibliotheksmanagement, Parlamentsdokumentation oder zur automatischen Datenanreicherung - ist entscheidend für:

  • Vereinheitlichung von Varianten: Unterschiedliche Schreibweisen, Namens- oder Begriffsformen werden durch normierte Identifikatoren zusammengeführt.
  • Eindeutige, zuverlässige Verknüpfungen: Relevante Entitäten werden dauerhaft verbunden, sodass Dubletten und Inkonsistenzen reduziert werden.
  • Interoperabilität und Datenaustausch: Normdaten-Kompatibilität wird verbessert. Die tatsächliche Austauschbarkeit erfolgt meist über Mappings und standardisierte Schnittstellen.
  • Verbesserung der Recherche: Nutzer profitieren von präziseren Suchergebnissen, systematischen Kombinationen von Suchaspekten und leichter Auffindbarkeit verknüpfter Ressourcen.
  • Bestandspflege: Datenkonsistenz bleibt auch beim Systemwechsel oder bei Übernahmen aus externen Quellen gewährleistet.

Nicht nur Bibliotheken, sondern auch Museen, Forschungsdatenzentren, Archive und digitale Projekte - darunter Anwendungen im Semantic Web oder den Digital Humanities - nutzen die GND für zuverlässige Identitäten, Themenerschließung und Metadatenverknüpfung.

Vorteile und Herausforderungen im Arbeitsalltag

Die alltägliche Arbeit mit der GND bringt zahlreiche Vorteile, aber auch spezifische Anforderungen:

  • Effizienzgewinn:
    Normdatenzuordnung beschleunigt Katalogisierungsprozesse und unterstützt die automatische Übernahme strukturierter Informationen. Dennoch sollten die Zuordnungen durch Fachpersonal geprüft werden.
  • Qualitätssicherung:
    Die eindeutige Identifikation senkt das Risiko von Fehlzuordnungen, Mehrfacherfassungen oder Namensverwechslungen und erhöht die Integrität der Metadatenbestände.
  • Interoperabilität:
    Durch Einsatz der GND lassen sich Daten verschiedenster Systeme, z. B. von Bibliotheken, Archiven oder Parlamentsdokumentation, besser miteinander verknüpfen. Dies ist besonders bei Kooperationsprojekten von Vorteil.
  • Zukunftsorientierung:
    Mit der GND schaffen Sie die notwendigen Voraussetzungen für die Integration in nationale und internationale Informationsinfrastrukturen und innovative Werkzeuge, wie etwa Linked Open Data und das Semantic Web.

Typische Fehler und Empfehlungen im Umgang mit der GND

Um die Vorteile der GND nachhaltig nutzen zu können, sind folgende Hinweise hilfreich:

  • Aktuelle und korrekte GND-IDs nutzen
    Stellen Sie sicher, dass Sie immer die gültigen, persistenten Identifikatoren verwenden, um Dubletten und Fehler zu vermeiden.
  • GND ist kein Volltextverzeichnis
    Die GND enthält keine Detailinhalte oder Definitionen, sondern normierte Namensformen, Identifier und strukturierte Verknüpfungen.
  • Automatisierung bedarf Fachkontrolle
    Wo möglich, sollten Automatisierungen für Zuordnung, Recherche und Verlinkung genutzt werden. Die Überprüfung und Nachbearbeitung durch Fachpersonal bleibt jedoch unerlässlich.
  • Regelmäßige Schulungen
    Schulen Sie Ihr Team im Umgang mit GND-Anwendungen und beachten Sie Updates sowie neue Normierungsregeln, um die professionelle Datenpflege zu gewährleisten. Dies ist keine formale Vorgabe der DNB, sondern eine bewährte Praxis.
  • Verknüpfung nur in Fachprojekten bearbeitbar
    Eigene Änderungen an GND-Datensätzen können nur durch zertifizierte GND-Partner vorgenommen werden. Vorschläge zur Änderung oder Ergänzung sind jedoch möglich und werden geprüft.

Rolle der GND im internationalen Kontext

Obwohl die GND im Kern eine deutschsprachige Normdatei ist, bestehen zahlreiche Schnittstellen zu internationalen Authority Files und Datenbanken. Über die Einbindung in VIAF (Virtual International Authority File) sowie Schnittstellen zu Wikidata und weiteren Normdateien, z. B. Library of Congress Name Authority File (LCNAF) oder französische RAMEAU, wird die Vergleichbarkeit und wechselseitige Referenz gewährleistet. Die GND ist so Teil eines globalen Netzwerks für normierte Metadaten und unterstützt den internationalen Datenaustausch im Rahmen verbindlicher Mappings und Kooperationsvereinbarungen.

Häufige Fragen zur GND

Was bedeutet GND-ID?

Die GND-ID ist ein weltweit eindeutiger, persistenter Identifikator für jede Entität (z. B. Person, Körperschaft, Geografikum, Sachbegriff) im GND-Datensatz. Sie ermöglicht es, Ressourcen unverwechselbar zu referenzieren. Die GND-IDs sind offen und kostenlos zugänglich sowie nachnutzbar (CC0-Lizenz).

Wie kann ich die GND in meiner Software einsetzen?

Moderne Informationsmanagementsysteme, wie sie GLOMAS für Bibliotheksmanagement anbietet, verfügen über Integrationsmöglichkeiten zur GND. Sie können Normdaten recherchieren, prüfen und direkt redundantfreie Katalogisierungen durchführen. Die Nutzung erfolgt meist über standardisierte Schnittstellen wie SRU, OAI-PMH oder als Linked Data.

Ist die GND nur für deutsche Einrichtungen interessant?

Die GND ist insbesondere für den deutschsprachigen Raum relevant. Durch internationale Schnittstellen und Verknüpfungen (etwa mit VIAF oder Wikidata) ist sie jedoch mit globalen Normdateien abgestimmt und wird von internationalen Projekten genutzt.

Wer kann GND-Daten nachnutzen?

Dank der Open-Data-Lizenz (CC0) sind GND-Daten und GND-IDs offen zugänglich. Jede Einrichtung - vom Museum bis zur Forschungsinfrastruktur und Softwareanbietern - kann die Daten rechtssicher nachnutzen oder in eigene Systeme integrieren.

Dürfen eigene Änderungen an GND-Daten vorgenommen werden?

Eigene Bearbeitungen sind offiziellen GND-Agenturen und Partnerinstitutionen vorbehalten. Einzelne Bibliotheken oder Nutzer können aber Korrektur- und Ergänzungsvorschläge einreichen, die nach Begutachtung in den Bestand übernommen werden können.

Welche internationalen Normdateien sind mit der GND vergleichbar?

Zu den wichtigsten internationalen Authority Files gehören der Library of Congress Name Authority File (LCNAF), das französische RAMEAU und das Virtual International Authority File (VIAF). Über Schnittstellen und Linked-Data-Verknüpfungen besteht eine laufende Zusammenarbeit und gegenseitige Referenzierung.

Kann die GND auch außerhalb von Bibliotheken genutzt werden?

Ja, neben Bibliotheken profitiert eine Vielzahl von Archiven, Museen, Parlamentsdokumentationsstellen, Forschungsdatenzentren und digitalen Wissenschaftsprojekten von der Verwendung der GND, etwa für einheitliche Identifikation und ein verbessertes Datenmanagement.

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