RDA

RDA (Resource Description and Access) ist ein international anerkannter Standard für die Beschreibung und Erschließung von Medien und weiteren Ressourcen in Bibliotheken sowie in anderen Informationseinrichtungen.

Produkt:
Bibliotheken

RDA unterscheidet sich grundlegend von älteren Regelwerken durch sein datenmodellbasiertes, entitätsorientiertes Vorgehen und legt Wert auf maschinenlesbare, strukturierte und semantisch präzise Erfassung. Damit bietet RDA die Grundlage für einen standardisierten, systemübergreifenden Datenaustausch im Bibliotheksmanagement und in verwandten Bereichen.

Was ist RDA?

RDA wurde entwickelt, um veraltete Katalogisierungsregeln wie die im deutschsprachigen Raum verwendeten RAK (Regeln für die alphabetische Katalogisierung) und international verbreitete Systeme wie AACR2 (Anglo-American Cataloguing Rules, 2nd Edition) durch ein einheitliches, global vernetzbares Regelwerk abzulösen. Es berücksichtigt außerdem Prinzipien der ISBD (International Standard Bibliographic Description) und bietet einen einheitlichen Ansatz, um physische wie digitale, analoge wie virtuelle Medien strukturiert und international vergleichbar zu erfassen.

RDA zielt darauf ab, umfassend maschinenlesbare Beschreibungen für unterschiedlichste Ressourcentypen – Printmedien, E-Books, audiovisuelle Medien, Datenbanken, digitale Sammlungen und vieles mehr – bereitzustellen. Besonders wichtig ist dabei, dass RDA im Kontext aktueller Entwicklungen im Semantic Web und im Bereich Linked Data entstanden und laufend weiterentwickelt wird.

Historische Entwicklung und internationale Einführung

Die Entwicklung von RDA begann in den frühen 2000er Jahren als Nachfolgeprojekt internationaler Standards. Nach seiner Veröffentlichung 2010 wurde RDA in mehreren Schritten weltweit eingeführt und hat sich heute als maßgeblicher Katalogisierungsstandard etabliert. Die Einführung erfolgte schrittweise durch National- und Verbundprojekte, etwa das DACH-Implementierungsprojekt für den deutschsprachigen Raum. Mit fortschreitender Entwicklung wurde RDA 2018 umfassend überarbeitet („RDA Toolkit Restructure and Redesign“, auch bekannt als „RDA Toolkit 2018+“), wobei das Framework von FRBR (Functional Requirements for Bibliographic Records) auf das IFLA Library Reference Model (LRM) umgestellt wurde. Diese LRM-Kompatibilität sorgt für zusätzliche Interoperabilität und Zukunftsfähigkeit.

Ziele und Vorteile von RDA

RDA verfolgt als modernster Standard im Informationsmanagement unter anderem die folgenden Zielsetzungen:

  • Globale Interoperabilität und Austauschbarkeit: RDA fördert die internationale Zusammenarbeit und ermöglicht den Austausch bibliographischer Daten über Länder-, System- und Sprachgrenzen hinweg.
  • Entitätsorientierte und formatunabhängige Beschreibung: Im Zentrum stehen die präzise Beschreibung und Modellierung von Beziehungen zwischen Entitäten (z. B. Werk, Expression, Manifestation, Exemplar) sowie deren Verknüpfung mit Personen, Körperschaften, Familien, Orten, Konzepten, Objekten und Ereignissen.
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: RDA wird fortlaufend weiterentwickelt, um neue Medientypen und Anforderungen des Semantic Web und von Linked Data zu integrieren.
  • Förderung nutzerzentrierter Kataloge: RDA stellt sicher, dass Kataloge den Anforderungen unterschiedlicher Zielgruppen gerecht werden und Suchprozesse durch klare Modelle und Beziehungen intuitiv gestaltet werden können.

Als internationaler Standard ist RDA Grundlage der Datenerschließung in nationalen und internationalen Institutionen wie der Library of Congress (USA), der British Library, der Deutschen Nationalbibliothek oder dem Australian National Library Network. Auch Museen, Archive und wissenschaftliche Informationsinfrastrukturen nutzen ihn zunehmend zur Strukturierung und Verknüpfung ihrer Datenbestände.

Die wichtigsten Grundprinzipien von RDA

Die Methodik von RDA basiert auf modernen, wissenschaftlich fundierten Prinzipien:

  • Element- und Entitätenbasiertes Datenmodell: Informationen werden als einzelne, eindeutig beschriebene Elemente auf unterschiedlichen Entitätsebenen erfasst: Werk (kreatives Schaffen), Expression (konkrete Realisierung), Manifestation (Veröffentlichungsform) und Exemplar (konkretes Objekt). Darüber hinaus werden Entitäten wie Personen, Familien, Körperschaften, Orte, Konzepte, Objekte und Ereignisse berücksichtigt (in Übereinstimmung mit dem IFLA-LRM-Referenzmodell).
  • Beziehungsmodellierung: RDA legt besonderen Wert auf die explizite Darstellung der Beziehungen zwischen den Entitäten und deren Akteuren. Beziehungen werden zwischen Werken, Expressionen, Manifestationen und Exemplaren, aber auch zu Personen, Familien und Körperschaften sowie anderen abstrakten Entitäten modelliert. Dies schafft Mehrwert für Katalogstrukturen und ermöglicht präzisere Recherche- und Navigationsfunktionen.
  • Formatunabhängigkeit und Semantic Web-Kompatibilität: RDA ist nicht mit einer bestimmten technischen Speicher- oder Austauschstruktur verknüpft. Es kann in unterschiedlichen Formaten wie MARC 21, BIBFRAME, RDF oder proprietären Datenmodellen angewandt werden. So unterstützt RDA aktuelle Entwicklungen im Bereich Linked Data, wo modulare, offen verknüpfbare Datenquellen immer wichtiger werden.
  • Internationalisierung und Mehrsprachigkeit: RDA ist so konzipiert, dass Übersetzungen, Sprachversionen und kulturelle Besonderheiten im Standard abgebildet werden können.

RDA in der Praxis – Bibliotheksmanagement und Informationssysteme

Die Implementierung von RDA stellt Bibliotheken, Museen, Archive und andere Organisationen vor zahlreiche Anforderungen, eröffnet aber zugleich neue Möglichkeiten zur Verwaltung und Vernetzung von Beständen. Zentrale Aspekte der praktischen Umsetzung sind:

  • RDA-Regelunterstützung durch Bibliothekssoftware: Bibliotheksmanagementsysteme sollten eine strukturierte, entitätsbasierte Erfassung und Bearbeitung von Titeldaten und Metadaten gemäß RDA und LRM ermöglichen.
  • Komplexe Beziehungsverwaltung: Die Software muss in der Lage sein, vielfältige Beziehungen zwischen Entitäten abzubilden, zu pflegen und Abhängigkeiten nachvollziehbar darzustellen. Das Mapping zwischen alten und neuen Datenstrukturen verlangt Know-how und technische Kompetenz, um konsistente Datenmigration zu ermöglichen.
  • Prozessautomatisierung und Qualitätssicherung: Moderne Systeme leisten Unterstützung bei der Validierung, Transformation und Anreicherung von Daten. Automatisierungen helfen, Routinetätigkeiten zu standardisieren und Qualitätskriterien einheitlich umzusetzen.
  • Updatefähigkeit und Anpassung an RDA-Weiterentwicklungen: RDA wird turnusmäßig vom RDA Steering Committee (RSC) und weiteren Gremien fortgeschrieben, sodass IT-Systeme flexibel auf neue Regelversionen reagieren müssen.
  • Weiterqualifizierung und Fachschulungen: Wegen der fortlaufenden Weiterentwicklung und der methodischen Komplexität von RDA sind regelmäßige Schulungen, projektbegleitende Aus- und Weiterbildung sowie die Einbindung von RDA-Spezialistinnen und -Spezialisten unerlässlich.

Die Migration bestehender Daten auf RDA-konforme Strukturen ist oft komplex, da viele Informationen aus Altdaten für eine verlustfreie und semantisch eindeutige Transformation Nachinterpretation oder manuelle Ergänzungen erfordern. Vollständig automatisierte Migrationen sind in der Praxis selten dauerhaft verlustfrei realisierbar; eine detaillierte Qualitätssicherung bleibt stets notwendig.

Werkzeuge und Ressourcen: Das RDA Toolkit

Das RDA Toolkit ist das maßgebliche Online-Portal zur Nutzung von RDA. Es bietet Lizenzen für Einzelpersonen und Organisationen, ist mehrsprachig verfügbar und enthält umfassende Richtlinien, Workflows sowie Hilfsmittel zur Anwendung und Implementierung. Regelmäßige Aktualisierungen und eine enge Verzahnung mit internationalen Arbeitsgruppen sichern die Aktualität des Regelwerks. Zugriff und Lizenzierung erfolgen direkt über das Portal (www.rdatoolkit.org).

Weitere Ressourcen sind:

  • Offizielle Webseiten internationaler RDA-Arbeitsgruppen und des RDA Steering Committee (RSC): rda-rsc.org
  • RDA Registry für maschinenlesbare Vokabulare und Anwendungsprofile: github.com/RDARegistry/
  • Implementierungsprojekte im deutschsprachigen Raum: DACH-RDA

RDA und Datenformate: Austausch und Vernetzung

RDA legt fest, wie Daten beschrieben und Beziehungen modelliert werden, aber nicht, in welchem Format sie gespeichert oder ausgetauscht werden. Typische Datenformate und Austauschprotokolle in Verbindung mit RDA sind:

  • MARC 21: Das gegenwärtig weltweit verbreitete Austauschformat, auf dem Datenaustausch und Fernleihe vieler Bibliotheken basieren.
  • BIBFRAME: Ein vom Library of Congress entwickeltes, Linked-Data-fähiges Datenmodell zur Ablösung von MARC.
  • RDF (Resource Description Framework): Format zur Unterstützung von Semantic Web und Linked Data Anwendungen.

Dadurch eignet sich RDA besonders gut für moderne Informationsinfrastrukturen, die Daten modular, offen und interoperabel bereitstellen möchten.

Kurzes Glossar zentraler RDA-Begriffe

  • Werk (Work): Das abstrakte kreative Schaffen oder die Idee selbst.
  • Expression: Die konkrete Realisierung eines Werks, beispielsweise in einer bestimmten Sprache oder Form.
  • Manifestation: Die physische oder digitale Ausgabe/Veröffentlichung einer Expression, etwa ein Buch oder eine E-Book-Ausgabe.
  • Exemplar (Item): Der einzelne physische oder digitale Datenträger.
  • Entität: Ein Grundbaustein im Modell (z. B. Werk, Person, Ort).
  • Element: Ein bestimmtes Merkmal (z. B. Titel, Erscheinungsjahr), das einer Entität zugeordnet wird.
  • Beziehung: Die Verknüpfung zwischen Entitäten (z. B. „wurde verfasst von“; „ist eine Übersetzung von“).

Herausforderungen und Anwendungsfelder

Die Einführung von RDA ist mit spezifischen Herausforderungen verbunden, insbesondere durch:

  • den Übersetzungs- und Anpassungsaufwand internationaler Regelwerke,
  • Anforderungen an Datenmigration und Mapping zwischen alten und neuen Datenmodellen,
  • der Notwendigkeit, alle Mitarbeitenden mit neuen Schulungsangeboten zu unterstützen und
  • die Integration von RDA in vorhandene oder neu zu implementierende Softwaresysteme.

RDA findet nicht nur in Bibliotheken Anwendung, sondern wird auch zunehmend in Archiven, Museen und weiteren wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen eingesetzt, beispielsweise im Bereich der Parlamentsdokumentation oder im Normen- und Datenmanagement.

Häufige Fragen zu RDA (Resource Description and Access)

Was ist der Unterschied zwischen RAK, AACR2 und RDA?

RAK (Regeln für die alphabetische Katalogisierung) war ein im deutschsprachigen Raum verwendetes Katalogisierungssystem, während AACR2 (Anglo-American Cataloguing Rules, 2nd Edition) international als Standard galt. RDA hebt sich durch sein entitätsbasiertes, datenmodellorientiertes und formatunabhängiges Konzept ab und wurde für die heutigen Anforderungen an Datenvielfalt, digitale Transformation und internationale Vernetzung entwickelt.

Welche Rolle spielt das RDA Toolkit in der Anwendung von RDA?

Das RDA Toolkit ist das zentrale Online-Portal für die Nutzung, Auslegung und Implementierung des Standards. Es stellt aktuelle Versionen, Übersetzungen, Workflows und Werkzeuge bereit. Der Zugang ist kostenpflichtig (lizenzbasiert) und sichert die kontinuierliche Anbindung an internationale Entwicklungen und Updates.

Brauche ich spezielle Software, um RDA zu nutzen?

Für eine wirtschaftliche und konsistente Anwendung von RDA benötigen Sie ein Managementsystem, das die RDA-Regeln vollständig abbildet, Beziehungen strukturiert verwaltet und aktuelle Datenformate unterstützt. Die Auswahl solcher Systeme hängt von den institutionellen Anforderungen und vorhandener IT-Infrastruktur ab.

Sind RDA-Daten mit anderen Bibliotheken und Systemen automatisch kompatibel?

RDA erleichtert den internationalen Datenaustausch, insbesondere dann, wenn Datenformate, Schnittstellen und Vokabulare ebenfalls standardkonform sind (z. B. MARC 21, BIBFRAME oder RDF). Die tatsächliche Kompatibilität hängt von einer Vielzahl technischer und organisatorischer Faktoren ab.

Wie häufig wird RDA aktualisiert?

RDA wird vom internationalen RDA Steering Committee (RSC) nach definierten Verfahren regelmäßig weiterentwickelt, meist erscheinen Aktualisierungen jährlich oder in mehrjährigen Zyklen, wobei die Umsetzungsfrist für Änderungen in den Mitgliedsländern und -gruppen unterschiedlich sein kann.

Kann ich bestehende Katalogdaten automatisch auf RDA migrieren?

Eine direkte, vollständig automatisierte Migration ist in vielen Fällen nur eingeschränkt möglich, da Altdaten oft nicht alle für RDA notwendigen Informationen enthalten oder anders strukturierte RDA-Elemente nicht abgebildet werden. Vor einer Migration sind sorgfältige Analyse, manuelle Nacharbeit und Qualitätssicherung unverzichtbar. Ein Teil der in MARC oder anderen Formaten erfassten Daten muss häufig interpretiert, angereichert und überprüft werden.

Welche internationalen Projekte und Gruppen gestalten die Entwicklung von RDA?

Das RDA Steering Committee (RSC) ist das federführende internationale Entscheidungsgremium. Daran beteiligen sich Expertengruppen und Arbeitskreise aus verschiedenen Ländern (u. a. DACH, Nordamerika, Großbritannien, Australien, Asien). Weiterführende Informationen bieten die offiziellen Webseiten sowie die RDA Registry.

Wie trägt RDA zur Umsetzung von Linked Data und Semantic Web Anwendungen bei?

RDA ist darauf ausgelegt, Metadaten semantisch präzise, klar strukturiert und interoperabel bereitzustellen. Seine Element- und Beziehungsmodelle fördern die Verwendung in Linked Data-Anwendungen, zum Beispiel in Verbindung mit RDF oder BIBFRAME, und ermöglichen die Vernetzung und Anreicherung von Daten im globalen Web of Data.

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