Es koordiniert die gemeinsame Katalogisierung und den Nachweis von Beständen zahlreicher Bibliotheken und fungiert als zentrale Informationsdrehscheibe für wissenschaftliche Literatur. SUDOC steht exemplarisch für zentral gesteuertes Informationsmanagement innerhalb des französischen Wissenschaftsbibliothekswesens.
Geschichte und Entwicklung von SUDOC
SUDOC wurde im Jahr 2000 eingeführt und löste eine Reihe dezentraler und regionaler Verbundsysteme ab. Die Hauptmotivation bestand darin, die bislang fragmentierten Nachweissysteme in einen einzigen, landesweiten Katalog für Forschung und Lehre zu überführen. Seither wächst das System kontinuierlich und passt sich aktuellen technologischen, organisatorischen und wissenschaftlichen Anforderungen an.
Was ist SUDOC?
SUDOC dokumentiert die Bestände von derzeit über 3.400 französischen Bibliotheken und Bibliothekseinheiten (Stand Frühjahr 2024, Quelle: ABES). Diese Einheiten gehören vor allem Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen an - eine Institution kann dabei mehrere Bibliotheken unterhalten, die einzeln im SUDOC erfasst werden.
SUDOC katalogisiert insbesondere Monographien, Serienwerke, Hochschulschriften (wie Dissertationen und Habilitationen), audiovisuelle Medien und Zeitschriften. Der systematische Nachweis von einzelnen Aufsätzen oder Artikeln ist nicht vorgesehen, es gibt jedoch Projektsammlungen und Teilbereiche, in denen ausnahmsweise Aufsatznachweise enthalten sind.
Nutzerinnen und Nutzer erfahren, welche Bibliothek ein bestimmtes Werk besitzt. Informationen zum lokalen Stand der Verfügbarkeit, Standort (z.B. Signatur) oder Ausleihstatus bietet SUDOC nicht - hierfür sind die lokalen Bibliothekssysteme zuständig. SUDOC erfüllt ausschließlich die Funktion eines Verbundkatalogs und ist kein lokales Integrated Library System (ILS).
Rolle der ABES als Betreiber von SUDOC
Die Agence Bibliographique de l’Enseignement Supérieur (ABES) verantwortet als übergeordnete Organisation den technischen Rahmen, Betrieb und die Weiterentwicklung von SUDOC. ABES koordiniert die übergreifenden Standards sowie die Pflege der zentralen Infrastruktur und unterstützt die kooperative Zusammenarbeit der angeschlossenen Bibliotheken.
Die eigentliche Katalogisierung der Werke und Pflege der Bibliotheksdaten erfolgt durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der teilnehmenden Bibliotheken. ABES stellt dazu Handbücher, Richtlinien und das zentrale Arbeitsumfeld zur Verfügung. Zudem organisiert ABES regelmäßige Fortbildungen, Arbeitsgruppen und einen Helpdesk zur Unterstützung.
Kernfunktionen und Aufgaben von SUDOC
- Zentrale Katalogisierung und Nachweiserstellung: Katalogeinträge (sogenannte „Notice-bibliographique“, also zentrale bibliografische Datensätze) werden kollaborativ durch die Bibliotheken erfasst und gepflegt. Jede Bibliothek ergänzt dazu „Notice-d’exemplaire“ („Exemplar-Nachweise“), die belegen, an welcher Bibliothek ein Werk physisch vorhanden ist.
- Verwendung standardisierter Datenformate: SUDOC basiert auf dem UNIMARC-Format; landesweit und international abgestimmte Katalogisierungsregeln sorgen für Konsistenz und beste Interoperabilität. Langfristige Modernisierungen und etwaige Migrationen zu neuen Formaten (z.B. MARC21 oder BIBFRAME) werden diskutiert.
- Normdatenmanagement: SUDOC pflegt eigene Normdatensätze („Autorités“) für Personen, Körperschaften und Schlagwörter. Es erfolgt die Kooperation mit internationalen Normdatenquellen wie VIAF oder ISNI, jedoch kein direkter Abgleich mit nationalen Normdatenbanken wie der GND. Grenzfälle und potenzielle Abweichungen in multinationalen Kontexten werden aktiv bearbeitet, Dublettenvermeidung ist ein wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung.
- Unterstützung der Fernleihe: Obwohl SUDOC selbst keine Fernleihe abwickelt, bietet das System zentrale Informationen für die Initiierung von Fernleihe- oder Dokumentlieferdiensten über die jeweiligen lokalen Systeme und Bibliotheken.
- Integration digitaler Ressourcen und Open Access: Zunehmend werden elektronische Publikationen, insbesondere Open-Access-Werke sowie Dokumente aus Forschungsrepositorien, nachgewiesen und eingebunden.
- Interoperabilität und Datenexport: SUDOC ist über verschiedene Schnittstellen, insbesondere SRU/SRW, Z39.50, OAI-PMH sowie eine offizielle REST-API, mit lokalen Bibliothekssystemen, internationalen Verbünden wie WorldCat oder dem Catalogue collectif de France (CCFr) vernetzbar.
- Statistische Analysen: SUDOC liefert bibliotheksstatistische Kennzahlen für Verwaltung, Ministerialreportings und die wissenschaftliche Analyse und Forschungsberichterstattung über Entwicklungen im französischen Hochschul- und Bibliothekswesen.
Praktischer Mehrwert von SUDOC für Bibliotheken
- Effizienzgewinne bei der Katalogisierung: Durch Nutzung gemeinschaftlicher Metadaten sinkt der Aufwand je Bibliothek erheblich.
- Erhöhte Sichtbarkeit des eigenen Bestandes: Publikationen sind national und auch international auffindbar - bibliotheksübergreifende Zusammenarbeit wird gestärkt.
- Förderung einheitlicher Standards: Verbindliche Katalogisierungsrichtlinien und Normdatenmanagement sichern eine hohe Datenqualität und erleichtern internationalen Austausch.
- Gezielte Recherche und besserer Zugang: Forschende und Studierende finden rasch relevante Literatur und wissen, an welchen Standorten sie diese einsehen können.
- Kooperationsprojekte und Datenexport: SUDOC unterstützt partizipierende Bibliotheken im internationalen Datenaustausch - etwa mit WorldCat oder weiteren Verbundnetzwerken sowie bei der Integration mit modernen Forschungsinformationssystemen.
- Teilnahmevoraussetzungen und Qualitätssicherung: Für die Anbindung an SUDOC müssen Bibliotheken bestimmte technische, organisatorische und personelle Standards erfüllen. Regelmäßige Trainings und Arbeitsgruppen sichern die nachhaltige Datenqualität.
Technische Infrastruktur und Integration
SUDOC kann über verschiedene Schnittstellen und Protokolle (z.B. SRU/SRW, Z39.50, OAI-PMH, REST-API) in unterschiedliche Informationsmanagementsysteme eingebunden werden. Der überwiegende Teil der Datenintegration, insbesondere bei Normdatensätzen und Exemplar-Nachweisen, erfolgt händisch, während die Übernahme bibliografischer Grunddaten teilweise automatisiert unterstützt wird.
Zusätzlich existieren Werkzeuge für den Datenexport, für Harvesting-Prozesse und für die Integration in Bibliotheksmanagementsysteme. Damit wird eine breite Anbindung an moderne Informationsinfrastrukturen ermöglicht.
Beispielszenarien zur SUDOC-Nutzung
- Recherche über das SUDOC-Portal: Das öffentliche Portal (https://www.sudoc.abes.fr) erlaubt gezielte Suchen nach Autoren, Werktiteln, Körperschaften, Erscheinungsjahren und weiteren Kriterien. Die Benutzeroberfläche ist weitgehend auf Französisch ausgelegt; eine englischsprachige Suche ist möglich, jedoch eingeschränkt.
- Spezialisierte Dienste: Mit Portalen wie „theses.fr“ wird gezielt der wissenschaftliche Output französischer Hochschulen, etwa Dissertationen oder Thesen, nachgewiesen und auffindbar gemacht.
- Integration digitaler Open-Access-Inhalte: Zunehmend werden lizenzfreie wissenschaftliche Ressourcen in das SUDOC-Angebot integriert, teilweise in Kooperation mit nationalen Bibliotheken oder Forschungsrepositorien.
Datenstruktur, Glossarbegriffe und Besonderheiten
- Notice-bibliographique: Der zentrale bibliografische Datensatz zu einem Werk.
- Notice-d’exemplaire (Exemplar-Nachweis): Der individuelle Nachweis, mit dem eine Bibliothek bestätigt, dass sie ein bestimmtes Werk besitzt.
- Périmètre documentaire: SUDOC ist auf wissenschaftliche Hochschul-, Forschungs- und Spezialbibliotheken ausgerichtet. Öffentliche Bibliotheken sind in der Regel nicht angeschlossen, können aber in Ausnahmefällen bei Kooperationsprojekten beteiligt sein.
- Synchronisierung und Aktualisierung: Die Synchronisation der Katalogdaten erfolgt regelmäßig - je nach Beteiligungsbibliothek oft wöchentlich oder nach Bedarf, um die Gesamtaktualität und Genauigkeit zu sichern.
Abgrenzung zu anderen französischen Katalogsystemen
Neben SUDOC existieren weitere wichtige Kataloge, wie der Catalogue collectif de France (CCFr), der Bestände aus verschiedenen Netzwerk- und Bibliotheksarten bündelt, inklusive öffentlicher Bibliotheken. Auch andere Fach- oder Spezialverbünde sind in Frankreich von Bedeutung. SUDOC konzentriert sich im Gegensatz dazu explizit auf wissenschaftliche Einrichtungen.
SUDOC und aktuelle Entwicklungen
SUDOC wird laufend modernisiert. Zu den aktuellen Schwerpunkten zählen die Optimierung der technischen Schnittstellen, die Erweiterung um neue digitale Publikationstypen sowie die Einbindung in Forschungsdatenmanagement und Linked-Open-Data-Initiativen, etwa durch Projekte zur Einbindung von BIBFRAME. Die Zusammenarbeit mit internationalen Metadatenquellen wird verstärkt, um die Interoperabilität auf europäischer und globaler Ebene zu fördern.
ABES kündigt regelmäßig Schulungen, Tutorials, Handbücher, Community-Foren und Fachdokumentationen an. Ein technischer Helpdesk unterstützt alle Teilnehmenden bei Fragen und Problemen.
Häufige Fragen zu SUDOC
Was bedeutet SUDOC?
SUDOC steht für „Système Universitaire de Documentation“ und bezeichnet den zentralen Verbundkatalog für wissenschaftliche Bibliotheken in Frankreich.
Welche Publikationstypen sind in SUDOC verzeichnet?
SUDOC verzeichnet Monographien, Serienwerke, Dissertationen, Hochschulschriften, Zeitschriften und audiovisuelle Medien. Aufsätze oder einzelne Artikel werden nur im Rahmen spezieller Projekte und Sondersammlungen erfasst.
Wie unterscheidet sich SUDOC von anderen Katalogen wie dem CCFr?
SUDOC ist auf wissenschaftliche Hochschul- und Forschungsbibliotheken fokussiert. Der Catalogue collectif de France (CCFr) integriert auch Bestände öffentlicher Bibliotheken und ist breiter aufgestellt.
Wie werden die in SUDOC enthaltenen Daten aktualisiert?
Die teilnehmenden Bibliotheken pflegen ihren Bestand regelmäßig. Die Frequenz der Abgleiche variiert, liegt aber meist im wöchentlichen bis laufenden Rhythmus.
Wie können Bibliotheken am SUDOC-Verbund teilnehmen?
Interessierte Bibliotheken müssen technische und organisatorische Voraussetzungen erfüllen und durchlaufen einen formalen Aufnahmeprozess. Weiterbildungen und Support werden durch ABES angeboten.
Unterstützt SUDOC den Import in lokale Informationsmanagementsysteme?
Ja, SUDOC bietet verschiedene Schnittstellen (z.B. SRU/SRW, Z39.50, OAI-PMH, REST-API) zur Einbindung in Bibliothekssystemen.
Wie erfolgt die Qualitätssicherung der Daten in SUDOC?
Die Qualitätssicherung erfolgt durch lokale Katalogisierende, regelmäßige Schulungen, Arbeitsgruppen sowie durch Richtlinien und Handbücher von ABES. Es gibt regelmäßige Datenprüfungen durch zentrale und dezentrale Stellen.
Wie geht SUDOC mit Normdaten im internationalen Kontext um?
SUDOC verwendet eigene Normdaten („Autorités“) und stimmt diese mit internationalen Standards (z.B. VIAF, ISNI) ab. Es besteht jedoch keine vollständige Integration mit Datenbanken wie der GND, was länderspezifische Unterschiede mit sich bringen kann.
Gibt es Unterstützung und weiterführende Ressourcen zu SUDOC?
ABES stellt Handbücher, Tutorials, Webinare, eine umfangreiche Online-Dokumentation und Helpdesk-Services bereit. Weitere Informationen finden Sie auf den offiziellen Webseiten: https://www.sudoc.abes.fr, https://abes.fr sowie https://theses.fr.
Wie kann SUDOC für wissenschaftliche Analysen und Reporting genutzt werden?
SUDOC bietet statistische Auswertungen für das Bibliothekswesen, die Hochschulverwaltung und das französische Bildungsministerium. Die Daten werden auch in der bibliometrischen Forschung genutzt.