Research Organisation Registry (ROR)

Die Research Organisation Registry (ROR) ist ein weltweit offenes, frei zugängliches Verzeichnis zur eindeutigen Identifikation von Organisationen mit Bezug zur wissenschaftlichen Forschung.

Produkt:
Bibliotheksmanagement

ROR erfasst Hochschulen, Forschungsinstitute sowie zahlreiche weitere forschungsaktive Organisationen - darunter auch Bibliotheken, sofern sie eine eigene Forschungsfunktion erfüllen oder Teil einer forschungsaktiven Organisation sind. Es gibt keine grundsätzliche Ausgrenzung bestimmter Einrichtungstypen durch ROR.

Jede Organisation im ROR-Verzeichnis erhält eine eigene, unverwechselbare Kennung, die sogenannte ROR-ID. Diese wird an Organisationen mit nachweisbarem Forschungsbezug vergeben. Vorschläge für neue Einträge können von der Community eingereicht werden, werden jedoch abschließend durch das ROR-Team (mit Unterstützung von sogenannten Curators) geprüft und entschieden. Die offene Struktur von ROR ermöglicht eine systematische und konsistente Identifizierung forschungsaktiver Institutionen weltweit und fördert die Interoperabilität in wissenschaftlichen Infrastrukturen.

Durch die Einführung von ROR wird der standardisierte Austausch von Organisationsdaten vorangetrieben. ROR unterstützt Institutionen, Bibliotheken, Verlage, Forschungsinformationssysteme und Förderorganisationen dabei, Organisationen eindeutig und offen nach internationalen Standards zu kennzeichnen. Die Daten sind offen lizenziert (CC0) und können frei nachgenutzt, heruntergeladen und in Softwaresysteme integriert werden.

Historie und Entwicklung von ROR

ROR wurde 2019 offiziell eingeführt. Die Initiative entstand als gemeinsames Projekt von Crossref, DataCite und der California Digital Library (CDL), mit entscheidender Vorleistung durch GRID (Global Research Identifier Database), die von Digital Science betrieben wurde. GRID war ein eigenständiges Registrierungssystem für Forschungseinrichtungen und wurde nach einem abgestimmten Migrationsprozess in ROR integriert; GRID wird nicht länger gepflegt.

Die Governance-Struktur von ROR setzt sich heute aus einer Steering Group, dem ROR-Team sowie Community Curators zusammen. Die Steering Group koordiniert strategische Entscheidungen, das ROR-Team verantwortet den operativen Betrieb und die Datenpflege, und Community Curators bringen Verbesserungen sowie Vorschläge aus der Praxis ein. 

Vorschläge für neue Organisationseinträge, Korrekturen oder Änderungen können offen eingereicht werden und werden nach einer Prüfung durch das ROR-Team und die Community Curators eingepflegt.

Technische Spezifikation und Aufbau der ROR-ID

Eine ROR-ID ist eine weltweit einzigartige Kennung, mit der eine Organisation eindeutig identifiziert wird. Die Kennung besteht aus 9 alphanumerischen Zeichen im URI-Präfix-Format (z.B. https://ror.org/04aj4c181). Die ID basiert auf einem modifizierten Base32-Algorithmus, der maschinenlesbare und persistente Identifikation garantiert.

Die Daten werden maschinenlesbar im JSON-Format bereitgestellt. ROR bietet eine offene REST-API zur Suche und Integration, führt monatlich vollständige Snapshots (Dumps) des Datenbestandes aus und veröffentlicht Change Logs sowie Release Notes, um über Änderungen zu informieren. Darüber hinaus sind Mapping-Tabellen (Mappings) zu anderen Identifikator-Systemen wie GRID, ISNI, Wikidata oder auch historischen Systemen wie Ringgold verfügbar.

Zur Integration in externe Systeme - beispielsweise Forschungsinformationssysteme, Bibliotheksmanagement, Literaturverwaltung oder Forschungsdatenmanagement - stehen offene Schnittstellen sowie regelmäßig aktualisierte Datenlieferungen bereit. Geplante weitere Schnittstellen (z.B. OAI-PMH, Bulk-Update-Funktionen) sind für 2025 angekündigt.

Lizenz, Offenheit und Nachnutzung

Alle Daten im ROR-System stehen unter der CC0-Lizenz und sind damit gemeinfrei. Sie dürfen frei gespeichert, angepasst und in beliebigen Informationssystemen genutzt werden.

Die Offenheit gilt sowohl für die Daten als auch für technische Schnittstellen, was die Nachnutzung und Interoperabilität in zahlreichen Softwarelösungen - etwa Forschungsinformationssystemen, Bibliotheksmanagement oder Datenanreicherungs-Tools - erheblich erleichtert.

Relevanz von ROR im Bibliotheksmanagement

Im Bibliotheksmanagement ist die eindeutige Identifikation von forschungsbezogenen Organisationen von zentraler Bedeutung, insbesondere bei internationalen Kooperationen und Namensvarianten. ROR-IDs helfen, Dubletten zu vermeiden, Organisationen zuverlässig zuzuordnen und verschiedene Schreibweisen und Übersetzungen strukturiert abzubilden.

Bibliotheksmanagementsysteme bieten zunehmend die Integration von ROR an, wodurch organisationsbezogene Metadaten in Katalogen und Publikationsdatenbanken präzise verknüpft werden können. Ein typischer Anwendungsfall ist die Erfassung und Kategorisierung von Hochschulpublikationen. Hier können ROR-IDs automatisch recherchiert und übernommen werden, wodurch Publikationen auch bei Namensvarianten und internationalen Partnerschaften eindeutig den korrekten Institutionen zugeordnet werden.

ROR in weiteren Informationssystemen und Anwendungsbereichen

ROR-IDs werden über das Bibliotheksmanagement hinaus in Forschungsinformationssystemen, beim Forschungsdatenmanagement, im Verlagswesen, bei Forschungsförderorganisationen und im Rahmen der Open Science-Policy breit eingesetzt. Sie sind zudem Bestandteil von Repositorien, Literaturverwaltungssoftware und Drittmittelverwaltungssystemen.

Internationale Forschungsprojekte und Fördermittelanträge profitieren von der präzisen Identifikation und Verknüpfung von Organisationen durch ROR-IDs - dies ist beispielsweise wichtig für Berichte, Evaluationen und Analysen der Forschungsleistung oder bei der Aggregation von Forschungsoutputs auf Organisationsebene.

Mapping-Tabellen zu GRID, ISNI, Wikidata und anderen Identifikator-Systemen ermöglichen eine hohe Interoperabilität zwischen verschiedenen Datenquellen und Systemen.

Vorteile der Nutzung von ROR-IDs

Die Nutzung von ROR-IDs bietet erhebliche Vorteile für Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Förderorganisationen und alle Akteure im Wissenschaftsbereich:

  • Eindeutige Zuordnung forschungsbezogener Organisationen, unabhängig von Sprach- oder Namensvarianten.
  • Vermeidung von Dubletten und Fehleinträgen bei gleichnamigen oder verbundenen Einrichtungen.
  • Konsistente und interoperable Metadatenstrukturen in verschiedensten wissenschaftlichen Informationssystemen.
  • Unterstützung komplexer Such- und Berichtsprozesse, beispielsweise für die Analyse internationaler Kooperationen oder die Zuordnung von Fördermitteln.
  • Verbesserte Datenpflege und Aktualisierung durch regelmäßige Datenlieferungen und automatisierbare Schnittstellen.
  • Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Organisationserfassung.
  • Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit durch offene Lizenzierung und community-basierte Kontrolle sowie offene Entwicklungsprozesse.

Integration und Pflege von ROR in Informationssystemen

Die Integration von ROR-IDs sollte möglichst früh - beim Datenimport oder bei der Ersterfassung - erfolgen. Die öffentliche ROR-API oder monatliche Datensnapshots erlauben die schnelle Recherche, Übernahme und Verknüpfung von Einträgen.

Die Persistenz der Identifikatoren ist gewährleistet: Einmal vergebene ROR-IDs bleiben stabil. Änderungen betreffen lediglich die Metadaten wie Namen, Adressen oder Zusammenführungen, nicht aber die ID selbst. 

Für Organisationen ohne ROR-Eintrag können Vorschläge über das ROR-Webportal eingereicht werden; die Entscheidung über neue Einträge trifft das ROR-Team in Zusammenarbeit mit Curators nach eingehender Prüfung und, falls erforderlich, mit Unterstützung der Community. Während der Aufnahme erfolgt eine technische Validierung und redaktionelle Prüfung.

Für laufende Datenpflege informieren Change Logs, Release Notes und Mailinglisten über Änderungen an Datensätzen. Bei Fehlern, Aktualisierungen oder Verschmelzungen werden Nutzer gezielt darauf hingewiesen. Darüber hinaus können Korrekturwünsche, Feature Requests und allgemeines Feedback über das öffentliche GitHub-Repository von ROR eingebracht werden.

Herausforderungen, bekannte Einschränkungen und Abgrenzung

ROR konzentriert sich auf die Identifikation von Organisationen mit klarem Forschungsbezug. Einrichtungen aus Bereichen wie Verwaltung, Kultur oder Wirtschaft werden nur aufgenommen, wenn ihr Forschungsengagement belegbar ist. Es bestehen weiterhin Herausforderungen bei der Erfassung großer Forschungskonsortien, föderierter Hochschulen mit komplexer Struktur und bei der Mehrsprachigkeit von Namensvarianten. Die globale Abdeckung wächst kontinuierlich, dennoch können regionale, thematische oder organisationale Lücken vorhanden sein.

ROR ist ausschließlich für die Identifikation von Organisationen konzipiert; für einzelne Forschende existiert beispielsweise ORCID. Forschungsoutputs und Projekte werden nicht im ROR verwaltet, sondern von anderen Diensten referenziert. Fehlerquellen bestehen insbesondere bei ähnlich klingenden Namen und Übersetzungen - hier sorgen automatisierte Prüfmechanismen und Community-Feedback für stetige Verbesserungen.

Im Vergleich zu anderen Identifikatorsystemen wie ISNI, VIAF, LEI oder dem ehemaligen Ringgold (derzeit eingestellt) ist ROR das einzige international offen geführte, ausschließlich auf den Forschungsbereich ausgelegte Organisationsverzeichnis. Mapping-Tabellen und Schnittstellen ermöglichen die Zuordnung zu anderen Systemen und eine hohe Interoperabilität.

Bezug zu Metadatenstandards und Rolle im Open Science-Ökosystem

ROR-IDs sind in zahlreiche internationale Metadatenstandards integriert, darunter das DataCite-Metadata-Schema, Crossref und Dublin Core. In Open Science Initiativen, Forschungsförderprogrammen oder der Open-Access-Infrastruktur dienen sie als verbindende Klammer für die eindeutige Institutionenerfassung.

ROR arbeitet eng mit anderen Initiativen, unter anderem ORCID, zusammen und unterstützt so das langfristige Ziel eines offenen, vernetzten wissenschaftlichen Identifikatoren-Ökosystems. 

Die Nutzung von ROR wird von wichtigen Forschungsinfrastruktur-Akteuren, zahlreichen Förderorganisationen und internationalen Policy-Initiativen empfohlen.

Tools, Community und Support

Zur Suche und Überprüfung von ROR-IDs stellt ROR eine benutzerfreundliche Websuche, eine REST-API, monatliche Datenbank-Snapshots sowie Mapping-Tools zu anderen Registries bereit. Darüber hinaus unterstützen Integrationslösungen, Plugins und externe Schnittstellen die Einbindung in bestehende Forschungsdatenmanagement- und Bibliotheksumgebungen.

Korrekturen, Verbesserungen und Erweiterungen können über das öffentliche GitHub-Repository eingereicht werden. Anfragen und Support laufen über dedizierte Kontaktkanäle wie das Hilfecenter auf der ROR-Website, Mailinglisten und offene Community-Channels (z.B. auf Slack).

Entwicklungen, Internationalisierung und Zukunftspläne

ROR entwickelt sich kontinuierlich weiter. Für 2025 sind insbesondere Verbesserungen bei der Mehrsprachigkeit (Internationalisierung der Datenfelder), die Einführung zusätzlicher Schnittstellen (z.B. OAI-PMH), optimierte Bulk-Update-Mechanismen sowie Partnerschaften mit weiteren Forschungsinfrastruktur-Akteuren geplant. Damit sollen sowohl die Abdeckung als auch die technische Zugänglichkeit und Datenqualität weiter erhöht werden.

Häufige Fragen zur Research Organisation Registry (ROR)

Was ist eine ROR-ID?

Eine ROR-ID ist eine weltweit eindeutige, maschinenlesbare Kennung für eine Organisation mit Forschungsbezug. Sie besteht aus 9 alphanumerischen Zeichen, eingebettet in einen persistenten URI wie https://ror.org/04aj4c181, und stellt einen stabilen Referenzpunkt im globalen ROR-Verzeichnis dar.

Wie kann ich die ROR-ID einer Organisation finden?

Sie können die offizielle ROR-Websuche nutzen, um Organisationen und deren ROR-IDs zu recherchieren. Zusätzlich integrieren viele Wissenschaftssysteme - etwa Forschungsinformationssysteme oder Bibliotheksmanagementlösungen - ROR-Schnittstellen, mit denen Sie IDs im Workflow abrufen und nutzen können.

Gibt es für jede Organisation eine ROR-ID?

Nein, ROR-IDs werden ausschließlich an Organisationen vergeben, die nachweislich im Forschungsbereich tätig sind oder eine prägende Forschungsfunktion besitzen. Nicht jede Organisation weltweit ist gelistet; das Netzwerk wird jedoch kontinuierlich ausgebaut.

Wie kann ich ROR-Daten nutzen?

ROR-Daten sind unter der CC0-Lizenz veröffentlicht und können frei und ohne Einschränkung gespeichert, angepasst und in eigene Systeme integriert werden. Sie stehen per API, als monatliche komplette Datensnapshots oder über weitere Datendienste zur Verfügung.

Wie funktioniert das Verfahren, wenn eine Organisation noch keine ROR-ID hat?

Wenn eine Organisation noch nicht gelistet ist, können Sie einen Vorschlag über das ROR-Webportal einreichen. Das ROR-Team und Curators prüfen den Antrag sorgfältig anhand dokumentierter Kriterien. Bei Annahme erfolgt die Aufnahme in den nächsten regulären Daten-Release. Während der Prüfung empfiehlt es sich, im eigenen System eine provisorische interne Kennung zu verwenden.

Wie steht ROR mit anderen Identifikatoren wie GRID, ISNI oder Ringgold in Verbindung?

ROR hat die Daten von GRID übernommen und bietet Mapping-Tabellen zu Systemen wie GRID, ISNI, Wikidata und zum Teil auch zu Ringgold (historisch). So werden organisationsübergreifende Suchen und Datenvernetzungen ermöglicht.

Welche Werkzeuge und Schnittstellen gibt es zur Recherche und Nutzung von ROR-IDs?

ROR stellt neben der Websuche eine leistungsfähige REST-API, monatliche vollständige Datenbank-Dumps und Mapping-Tools bereit. Künftige Entwicklungen umfassen zusätzliche Schnittstellen wie OAI-PMH und erweiterte Bulk-Update-Optionen.

Was sind typische Herausforderungen und Einschränkungen bei ROR?

Herausforderungen bestehen vor allem bei der Abdeckung komplexer, föderierter Organisationen, großen Forschungskonsortien, der Mehrsprachigkeit und bei regionalen Unterschieden. Auch Ähnlichkeiten in Organisationsnamen können das Matching erschweren. Durch Community-Feedback und kontinuierliche Datenpflege werden diese Probleme laufend adressiert.

Wie kann ich Fehler melden oder Korrekturvorschläge einreichen?

Für Fehler, Änderungswünsche oder Ergänzungen können Sie das öffentliche GitHub-Repository von ROR nutzen oder über das Helpcenter/Kontaktformular auf der ROR-Website eine Nachricht senden. Das ROR-Team prüft alle Meldungen und treibt kontinuierliche Verbesserungen voran.

Wo finde ich weitere Informationen und Literatur zu ROR?

Weiterführende Informationen bietet die ROR-Website, das öffentliche GitHub-Repository, internationale Policy-Dokumente und Whitepapers zur Identifikation von Forschungseinrichtungen. Empfehlenswert sind auch Veröffentlichungen von DataCite, Crossref und Initiativen zur Open Science Policy.

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