ZOOM (Z39.50 Object-Orientation Model)

ZOOM ist eine informelle API-Spezifikation, die eine objektorientierte Schnittstelle für die Nutzung des Z39.50-Protokolls definiert.

Produkt:
Bibliotheksmanagement

Sie vereinfacht für Entwickler den Zugang zu Such- und Abrufdiensten auf Basis von Z39.50 erheblich. ZOOM selbst versteht sich nicht als neues Protokoll oder normativer Standard, sondern als technisches Bindeglied, das den Umgang mit Z39.50-Anfragen abstrahiert und modernisiert. In der Praxis wird ZOOM oft als Abkürzung für „Z39.50 Object-Orientation Model“ verwendet, auch wenn hierzu keine offizielle Namensbindung vorliegt.

Das Ziel von ZOOM ist es, die Komplexität des Z39.50-Protokolls zu reduzieren, eine konsistente API für verschiedene Programmiersprachen und Plattformen anzubieten und die Integration in moderne Informationsmanagement-Systeme zu erleichtern.

Historischer Hintergrund und Entwicklung

Z39.50 wurde als internationaler Netzwerkstandard speziell für die Recherche und den Austausch bibliografischer Daten zwischen heterogenen Bibliotheks- und Informationssystemen eingeführt. Die Anwendung von Z39.50 erwies sich als komplex, da sowohl das Protokoll als auch dessen Implementierung hohe technische Anforderungen stellten.

Aus diesem Grund entstand ZOOM in den frühen 2000er-Jahren innerhalb der Information-Retrieval-Community. Treibende Akteure waren Entwickler und Praktiker, die eine sprachunabhängige, einfach zugängliche und objektorientierte API-Spezifikation schaffen wollten. 

Das Bath Profile ist in diesem Zusammenhang relevant, da es Anforderungen für Z39.50-Server formuliert, spielte jedoch für die Entwicklung von ZOOM-APIs selbst keine direkte Rolle. Wesentliche Impulse stammen von Personen und Gruppen, die beispielsweise das YAZ Toolkit realisiert haben, das bis heute als umfassend dokumentierte und verbreitete Implementierung für ZOOM dient.

Technische Grundlagen von ZOOM

ZOOM definiert eine objektorientierte Programmierschnittstelle für typische Abläufe im Kontext bibliografischer Suche und Datenübertragung. Die Spezifikation ist informell und wurde weder von ANSI noch von NISO oder anderen Standardisierungsorganisationen ratifiziert.

Wichtige Komponenten im ZOOM-Modell sind:

  • Connection: Objekt zur Verwaltung der Verbindung zu einem oder mehreren Z39.50-Servern auf Grundlage des Z39.50-Protokolls via TCP/IP. ZOOM ersetzt damit nicht das Transportprotokoll, sondern bildet eine Abstraktionsschicht darüber.
  • Query: Objektorientierte Beschreibung von Suchanfragen in standardisierten Query-Formaten, wie PQF (Prefix Query Format) oder CQL.
  • ResultSet: Sammlung der Suchergebnisse eines Queries, wie im Z39.50-Kontext üblich. Diese können iteriert, sortiert und weiterverarbeitet werden.
  • Record: Einzelner Datensatz innerhalb eines ResultSets, mit Zugriff auf verschiedene Record-Syntaxen wie MARC21 oder XML.

Beispielhafter Code in Python (PyZ3950):

from PyZ3950 import zoom
conn = zoom.Connection('z3950.bib.example.org', 210)
conn.databaseName = 'Bibliothek'
query = zoom.Query('CCL', 'author="Müller"')
resultset = conn.search(query)
for record in resultset:
    print(record.data)
conn.close()

Neben dem YAZ Toolkit (C, Perl, Python) existieren weitere Bibliotheken wie PyZ3950, yaz4j oder SimpleZOOM, die für unterschiedliche Plattformen und Sprachen entwickelt wurden. Der Pflegezustand kann dabei variieren, etwa sind Bindings für PHP oder Java teils unvollständig oder nicht mehr aktiv weiterentwickelt.

Fehler- und Ereignisbehandlung sind wichtige Bestandteile jeder Anwendung, werden aber nicht explizit von der ZOOM-Spezifikation geregelt, sondern bleiben der jeweiligen Implementierung überlassen.

ZOOM im Vergleich zu anderen Zugriffsmodellen auf Z39.50 und modernen Alternativen

ZOOM steht im Kontrast zum „raw“ Zugang zu Z39.50, bei dem Entwickler direkt mit ASN.1 kodierten Nachrichten und niedrigen Protokollebenen arbeiten müssen. Andere Modelle, wie WRIGGLE, wählen eigene Abstraktions- oder Wrapper-Ansätze, doch ZOOM hat sich durch seine Einfachheit und Sprachvielfalt verbreitet.

Alternative Technologien wie SRU/SRW (Search/Retrieve via URL/Web Service), OAI-PMH oder verschiedene REST-APIs setzen auf moderne Webtechnologien. Sie bieten Vorteile wie Standardauthentifizierung, Transportverschlüsselung und eine leichtere Integration in Webanwendungen. Während ZOOM weiterhin im traditionellen Z39.50-Umfeld benötigt wird, empfiehlt sich für Neuentwicklungen die frühzeitige Prüfung moderner Protokolle.

Kompatibilitäten, Limitierungen und Herausforderungen

Obwohl ZOOM die Integration von Z39.50 deutlich vereinfacht, bestehen einige Einschränkungen und Herausforderungen:

  • Informelle Spezifikation: Der Mangel an förmlicher Standardisierung führt zu leichten Implementierungsunterschieden, da es keinen offiziellen Zertifizierungsprozess gibt.
  • Abhängigkeit von Z39.50-Serverfähigkeiten: Die Funktionalität hängt direkt an den unterstützten Features und Konfigurationen der jeweiligen Z39.50-Server.
  • Fehlende Unterstützung moderner Authentifizierung und Verschlüsselung: Mechanismen wie OAuth, SAML oder HTTPS sind in ZOOM nicht enthalten. Authentifizierung erfolgt meist über Benutzerkonto, Passwort oder IP-Filtern auf Z39.50-Ebene. Transportverschlüsselung muss über externe Mittel (stunnel, VPN) realisiert werden.
  • Komplexität bei Datenkonvertierung: Mapping und Transformation von Datensätzen (z.B. von MARC21- oder Dublin Core-Formaten) müssen in der Anwendung implementiert werden - ZOOM verarbeitet die Daten, definiert aber keine eigenen Metadatenformate.
  • Unterschiedlicher Pflegezustand der Bibliotheken: Besonders Bindings für einige Sprachen wie PHP oder Java können veraltet oder nicht mehr aktiv betreut sein.
  • Parallele Suche und Ergebnissynchronisation: Beim Aggregieren von Resultaten mehrerer Quellen kann es zu Inkonsistenzen, Dubletten oder Synchronisationsproblemen kommen, die individuell gelöst werden müssen.

Sicherheit und Best Practices

Da ZOOM keine Verschlüsselungs- oder Authentifizierungsmechanismen abseits der Z39.50-Basis kennt, sollten bei der Einbindung unbedingt externe Verfahren zur Sicherstellung von Vertraulichkeit und Integrität genutzt werden, z.B. durch Verwendung von stunnel oder durch den Betrieb auf abgesicherten Netzwerken. Für produktive Umgebungen empfiehlt sich der Einsatz von Firewallregeln, dedizierten Nutzerkonten und gegebenenfalls VPN-Lösungen. Backend-Logging, Fehlerbehandlung und systematische Validierung der eingespielten Daten erhöhen die Betriebssicherheit zusätzlich.

Hinweise zu Migration und Weiterentwicklung

Organisationen, die bestehende Z39.50-Infrastrukturen nutzen und künftig auf Webservice-Architekturen umstellen möchten, sollten frühzeitig Transformationsstrategien definieren. Die Migration hin zu SRU/SRW oder RESTful APIs bietet Vorteile wie bessere Integration, höhere Skalierbarkeit und einfacheres Management von Sicherheit und Benutzerverwaltung. Gleichzeitig kann die ZOOM-API eine wichtige Brücke zwischen Alt- und Neusystemen bilden.

Die Weiterentwicklung der ZOOM-Spezifikation sowie der Open-Source-Bibliotheken findet über Mailinglisten und Community-Foren statt, etwa über die Mailinglisten von Index Data oder die Entwicklerportale der jeweiligen Projekte.

Rolle und Bedeutung von Record-Syntaxen

ZOOM selbst definiert keine Metadatenformate, sondern vermittelt Daten in den Formaten, die der Z39.50-Server bereitstellt. Häufig verwendete Formate sind MARC21 und Dublin Core, aber auch proprietäre oder XML-basierte Schemata. Eine wichtige Aufgabe auf Anwendungsebene ist die Transformation und das Mapping der aufgenommenen Datensätze für die Weiterverarbeitung in eigenen Systemen.

Übersicht zu ZOOM-Bibliotheken und Ressourcen

Neben dem YAZ Toolkit (C, Perl, Python) existieren:

  • PyZ3950 (Python)
  • yaz4j (Java)
  • und verschiedene C#- bzw. .NET-Lösungen.

Der Entwicklungsstand variiert, aktuellen Support und Community-Aktivität sollten Sie vor Integration prüfen.

Die wichtigsten Quellen zu ZOOM:

Praxisbeispiele und Community

ZOOM wird in einer Vielzahl von Bibliothekskatalogen, nationalen Verbundsystemen, Metasuchportalen und Drittanwendungen eingesetzt - etwa in vielen Lösungen der DACH-Region, in internationalen Discovery-Systemen und an Forschungseinrichtungen. Sie können sich an Community-Projekten beteiligen, RFCs und Github-Projekte verfolgen oder eigene Erweiterungen an bestehenden Open-Source-Bibliotheken beisteuern.

Häufige Fragen zu ZOOM (Z39.50 Object-Orientation Model)

Was genau ist ZOOM und wie unterscheidet es sich von Z39.50?

ZOOM ist keine eigenständige Netzwerktechnologie, sondern eine objektorientierte Programmierschnittstelle (API), die auf das bestehende Z39.50-Protokoll aufsetzt. Sie abstrahiert die Komplexität von Z39.50 und erleichtert die Softwareintegration erheblich.

Werden mit ZOOM Funktionen wie Metasuche oder Datenanreicherung automatisch bereitgestellt?

Nein, ZOOM bietet lediglich eine technische Grundlage: Die Implementierung spezifischer Features wie Metasuche oder Datenanreicherung liegt in der aufrufenden Anwendung, nicht in der ZOOM-API selbst.

Welche Programmiersprachen werden für ZOOM-Schnittstellen unterstützt?

Bibliotheken für C, Perl und Python (YAZ Toolkit, PyZ3950) sind etabliert; für Java (yaz4j) und PHP gibt es Ansätze, die jedoch teilweise nicht mehr aktiv gepflegt werden. Der Support für Sprachen kann variieren.

Wie gestaltet sich die Authentifizierung und Zugriffssicherung bei ZOOM-Anwendungen?

Die Zugriffssicherung erfolgt auf Z39.50-Serverseite - entweder per IP-Filterung, Passwort oder Benutzerkonten. Moderne Authentifizierungsmechanismen wie OAuth oder SAML werden nicht unterstützt.

Gibt es native Unterstützung für Verschlüsselung und sichere Übertragung?

ZOOM selbst definiert keine Sicherheitsmechanismen. Für die sichere Übertragung empfiehlt sich der Einsatz von Transportverschlüsselung per stunnel, VPN oder gesicherter Netzwerkumgebung.

Bleibt ZOOM für die Bibliothekswelt relevant?

ZOOM hat weiterhin Bedeutung, wo klassische Z39.50-Infrastrukturen betrieben werden. Für neue Dienste und Webanwendungen gewinnen SRU/SRW und andere Webservice-orientierte Schnittstellen an Bedeutung.

Wie finde ich heraus, ob meine Software ZOOM unterstützt?

Konsultieren Sie die technische Dokumentation Ihres Informationsmanagement-Systems oder prüfen Sie die Integration einer kompatiblen Programmbibliothek (wie YAZ Toolkit, PyZ3950).

Gibt es eine offizielle Zertifizierung für ZOOM?

Nein, es existiert kein offizieller Zertifizierungsprozess. Die Kompatibilität ergibt sich aus Tests, Dokumentation und Community-Austausch.

Wo bestehen die größten Herausforderungen bei der ZOOM-Integration?

Technische Hürden bestehen beim Datenmapping, der Transformation von Record-Syntaxen, dem parallelen Abgleich heterogener Quellen sowie bei der Sicherstellung von Performance und Sicherheit.

Wo finde ich weiterführende Informationen, Dokumentation und Support zu ZOOM?

Empfohlen sind die offizielle Dokumentation unter http://zoom.z3950.org/, die Ressourcen von Index Data und Community-Mailinglisten. In Open-Source-Projekten und Entwicklerforen werden regelmäßig aktuelle Hinweise und Best Practices geteilt.

Inhaltsverzeichnis