Das Ziel der RSWK ist es, Inhalte von Medien – vorrangig durch die Vergabe kontrollierter Schlagwörter – präzise und nachvollziehbar zu erschließen. Damit wird eine systematische, einheitliche und benutzerorientierte Recherche in Katalogen und Informationssystemen ermöglicht. Die Anwendung der RSWK trägt maßgeblich zur Qualitätssicherung und zur Effizienz der Sacherschließung im Bibliotheksmanagement bei.
Was sind die RSWK?
Die RSWK legen verbindlich fest, wie Sachverhalte, Themen, Personen, geografische Orte, Institutionen und Ereignisse in Form von Schlagwörtern und Schlagwortfolgen erfasst werden. Zentral ist dabei die Bildung von sogenannten Schlagwortsätzen, bei denen einzelne Deskriptoren gezielt miteinander verknüpft werden, um komplexe Inhalte differenziert abzubilden. Die gezielte, konsistente Anwendung der RSWK erleichtert Nutzerinnen und Nutzern die zielgerichtete Suche nach Literatur zu spezifischen Fragestellungen und erhöht die Transparenz bei der Erschließung bibliografischer Daten.
Die wichtigsten Ziele der RSWK sind:
- Sicherstellung einer systematischen und einheitlichen Sacherschließung mit Schlagwörtern
- Verbesserung der thematischen Auffindbarkeit von Medien im Katalog durch konsistente Verschlagwortung
- Gewährleistung von Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit bei der Recherche für alle Anwendergruppen
- Unterstützung der Zusammenarbeit und Datenintegration zwischen Bibliotheken und Verbünden
Historische Entwicklung und Revisionen
Die RSWK wurden erstmals 1971 eingeführt, um die bis dahin heterogene Praxis der Sacherschließung in deutschen Bibliotheken zu vereinheitlichen. Sie wurden mehrfach überarbeitet, um neuen Anforderungen und Entwicklungen Rechnung zu tragen. Die bislang letzte umfassende Ausgabe wurde 2016 veröffentlicht. In den letzten Jahren werden zunehmend Diskussionen über die Weiterentwicklung geführt, insbesondere im Kontext internationaler Standards und digitaler Innovationsprojekte.
Aufbau und Anwendung der RSWK
Die RSWK umfassen klare Richtlinien und Prinzipien, nach denen Schlagwörter vergeben werden. Sie befassen sich ausschließlich mit der sogenannten verbalen Sacherschließung – sie regeln also nicht die Klassifikation (systematische Sacherschließung), sondern die Verschlagwortung.
Grundprinzipien der Schlagwortvergabe
- Eindeutigkeit und Klarheit: Schlagwörter sollen eindeutig und verständlich gewählt werden. Allgemeine oder mehrdeutige Begriffe werden vermieden; stattdessen sind spezifische und treffende Deskriptoren zu wählen.
- Prägnanz und Relevanz: Vergabe nur solcher Schlagwörter, die den Hauptinhalt eines Mediums wiedergeben. Unwichtige oder nebensächliche Aspekte werden nicht als Schlagwort vergeben.
- Schlagwortkettenbildung: Komplexe Themen werden durch die Kombination mehrerer, durch Normdaten abgesicherter Deskriptoren (sogenannte Schlagwortketten oder Schlagwortsätze) erschlossen. Gängige Zusatzangaben beziehen sich auf Ort, Zeit oder Form.
- Verwendung kontrollierter Vokabulare: Insbesondere bei Personen- und Geografienamen ist die Nutzung der Gemeinsamen Normdatei (GND) verpflichtend. Die GND ist kein alternatives Regelwerk, sondern ergänzt die RSWK als zentrales kontrolliertes Vokabular.
Beispiel zur Bildung einer Schlagwortkette
Ein Fachbuch über Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen in der europäischen Energiepolitik könnte nach RSWK typischerweise so erschlossen werden:
- Treibhausgas / Reduktion / Energiepolitik / Europa
Hierbei wird das zentrale Thema (Treibhausgas) durch die Schlagwortkette spezifiziert. Allgemeine Begriffe wie „Auswirkungen“ werden gemäß RSWK nicht verwendet, sondern möglichst präzise durch Sachverhalte konkretisiert.
Best Practices in der Anwendung
Für eine konsistente und qualitätsgesicherte Anwendung der RSWK ist ein strukturierter Workflow entscheidend:
- Regelmäßige Fachschulungen und kontinuierliche Fortbildung für Mitarbeitende, um die Anwendungssicherheit zu gewährleisten
- Integration der RSWK-Regeln und der GND in Bibliotheks- und Informationsmanagementsoftware zur Unterstützung der korrekten Schlagwortvergabe
- Systematische Pflege und Aktualisierung von Schlagwortsätzen, um neue Trends, terminologische Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen frühzeitig abzubilden
- Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Konsortien und Verbundzentralen (wie GBV, SWB), die in der Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der RSWK eine wichtige Rolle spielen
- Ergänzende Nutzung von internationalen Standards wie LCSH (Library of Congress Subject Headings) bei der Arbeit in multilingualen, internationalen oder fachübergreifenden Kontexten
Typische Fehler und Herausforderungen
In der Sacherschließung nach RSWK treten häufig folgende Herausforderungen auf:
- Über- oder Untererschließung: Zuviel oder zu wenig Spezifizierung schmälert die Aussagekraft der Schlagwortkette und beeinträchtigt die Rechercheergebnisse.
- Zu allgemeine Begriffe: Die Verwendung unspezifischer Deskriptoren wie „Politik“ oder „Gesundheit“ ohne erforderliche Präzisierung widerspricht den Grundsätzen der RSWK.
- Uneinheitliche Anwendung: Unterschiedliche Interpretationen der Regeln oder unzureichende Kenntnis führen zu Inkonsistenzen und erschweren die Vernetzung von Katalogdaten.
- Ungeeignete Übertragung auf verschiedene Medientypen: Die Anwendung der RSWK auf bislang selten erschlossene Medien wie AV-Medien oder digitale Ressourcen stellt besondere Anforderungen und birgt Fehlerpotenzial.
RSWK, GND und andere Standards im Zusammenspiel
Die RSWK arbeiten eng mit der GND zusammen, die als zentrales kontrolliertes Vokabular für Personen, Körperschaften, Geografika, Sachbegriffe und Werke dient. Darüber hinaus gibt es Überschneidungen und Abgrenzungen zu internationalen Regelwerken und Standards:
- RDA (Resource Description and Access): Die RDA regelt primär formale Aspekte der Katalogisierung (wie Titelaufnahme und Publikationsangaben), während die RSWK auf die verbale Sacherschließung spezialisiert sind. Aktuelle Entwicklungen zielen auf eine engere Verzahnung dieser Standards, um die Interoperabilität weltweit auszubauen.
- Unterschied zur Klassifikation: Während die Klassifikation einen systematischen Zugriff – etwa über Notationen – bietet, stellen die RSWK eine inhaltliche Erschließung durch Sprache (Schlagwörter) dar. In modernen Discovery-Systemen ergänzen sich beide Methoden.
Bedeutung und Anwendung in verschiedenen Bibliotheks- und Informationssystemen
Die RSWK sind im deutschsprachigen Raum verbreitet, jedoch nicht in allen Bibliothekstypen verpflichtend. Besonders wissenschaftliche Bibliotheken, Verbundsysteme und größere öffentliche Bibliotheken setzen sie umfassend ein. In Spezialbibliotheken, Stadtbibliotheken oder kleineren öffentlichen Einrichtungen kann die Anwendung abweichen.
Fortschrittliche Softwarelösungen für Bibliotheksmanagement, Normenmanagement, Parlamentsdokumentation oder Datenanreicherung unterstützen die Einbindung der RSWK durch Module zur Erfassung, Validierung und Pflege von Schlagwortsätzen und bieten Schnittstellen zu Normdateien wie der GND. Dadurch wird die Integration der Regeln in komplexe Such- und Discovery-Umgebungen erleichtert, worauf auch Konsortien und Verbundzentralen maßgeblichen Einfluss nehmen.
Automatisierung, KI und maschinelle Verschlagwortung
Der gezielte Einsatz von KI-gestützten Indexierungstools und maschinellen Vorschlägen für Schlagwortvergabe gewinnt an Bedeutung. Moderne Systeme nutzen maschinelles Lernen und Textanalyse, um Vorschläge zu generieren, die sich an den RSWK orientieren. Vollständige Automatisierung ist jedoch bislang nicht möglich – die finale Auswahl und Bewertung spezifischer Schlagwortketten erfordert weiterhin fundiertes Fachwissen und menschliche Kontrolle, vor allem bei der Berücksichtigung des Kontexts und der inhaltlichen Gewichtung.
Aktuelle Entwicklung und Ausblick
Die Zukunft der Sacherschließung steht im Zeichen zunehmend digital vernetzter Systeme, der Implementierung von Linked Open Data-Konzepten und der Weiterentwicklung internationaler Metadatenstandards. Dabei bleibt die Rolle der RSWK als Basis der verbalen Sacherschließung weiterhin zentral, insbesondere in Verbindung mit der GND und den sich wandelnden Anforderungen im Bereich Open Science, Forschungsdatenmanagement und digitalen Repositorien. Konsortiale Initiativen, Arbeitsgruppen und Fachverbände treiben die Harmonisierung und Modernisierung der Regelwerke aktiv voran.
Weiterführende Ressourcen
Als zentrale Nachschlagewerke, Leitfäden und Onlinetools für die Anwendung und Schulung der RSWK stehen derzeit zur Verfügung:
- Deutsche Nationalbibliothek – Richtlinientexte und Online-Tutorials zum Umgang mit den RSWK
- GND-Wiki und Infoplattformen der Bibliotheksverbünde (z. B. K10plus, GBV, SWB)
- Fortbildungsangebote der bibliothekarischen Fachstellen und Verbundzentralen
- Veröffentlichungen und Diskussionsforen der Sektion Sacherschließung im Deutschen Bibliotheksverband
Häufige Fragen zu RSWK
Was bedeutet RSWK ausgeschrieben?
RSWK steht für „Regeln für den Schlagwortkatalog“. Sie definieren die verbindlichen Regeln zur Bildung, Vergabe und Anordnung von Schlagwörtern für die Sacherschließung in deutschsprachigen Bibliotheken.
Wer verwendet die RSWK?
Die RSWK werden von einer Vielzahl von wissenschaftlichen, spezialisierten und größeren öffentlichen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum angewendet, insbesondere im Rahmen von Bibliotheksverbünden. Eine Anwendungspflicht besteht jedoch nicht in allen Einrichtungen.
Wie werden Schlagwörter nach RSWK vergeben?
Schlagwörter nach RSWK werden durch inhaltliche Analyse der Vorlage gezielt ausgewählt. Es entstehen sogenannte Schlagwortketten, bestehend aus Hauptdeskriptoren und gegebenenfalls Ergänzungen wie Ort, Zeit oder Form, die auf normierten Begriffen (z. B. GND) beruhen.
Welche Rolle spielt die GND im Zusammenhang mit RSWK?
Die Gemeinsame Normdatei (GND) dient als kontrolliertes Vokabular. Bei der Sacherschließung nach RSWK werden Personen-, Geografienamen und viele Sachbegriffe mit den Normeinträgen der GND verknüpft, um Einheitlichkeit und internationale Anschlussfähigkeit zu gewährleisten. Sie ist kein alternatives Regelwerk, sondern integraler Bestandteil der RSWK-Anwendung.
Können RSWK maschinell oder automatisch angewendet werden?
Moderne Bibliothekssoftware bietet umfangreiche Unterstützung bei der Anwendung der RSWK, inklusive Einbindung von Normdaten, Plausibilitätsprüfungen und maschineller Vorschläge durch KI-basierte Tools. Die Qualitätssicherung erfolgt jedoch nach wie vor durch Fachpersonal, da die endgültige Vergabe eine inhaltliche Bewertung und die Berücksichtigung von Kontext erfordert.
Werden RSWK auch für Forschungsdaten oder digitale Ressourcen genutzt?
Die Verwendung der RSWK für Forschungsdaten oder digitale Ressourcen ist bislang die Ausnahme. Der Fokus liegt weiterhin auf der Erschließung konventioneller Medientypen wie Bücher, Zeitschriften und Aufsätze. Für die Sacherschließung spezieller digitaler Ressourcen werden teilweise andere, projektspezifische Standards oder Methoden angewandt.
Welche Entwicklungen beeinflussen die Zukunft der RSWK?
Aktuelle Entwicklungen wie die stärkere Nutzung von KI, die Harmonisierung mit internationalen Standards (insbesondere RDA) und der Trend zu Linked Open Data fordern eine Weiterentwicklung der RSWK. Fachverbände und Konsortien arbeiten hierbei eng zusammen, um eine zukunftsfähige und interoperable Sacherschließung zu gewährleisten.