BRM-System

Ein BRM-System (Business Relationship Management System) ist eine spezielle Softwarelösung, die Unternehmen, Behörden und andere Organisationen dabei unterstützt, ihre externen Geschäftsbeziehungen umfassend zu verwalten, zu analysieren und gezielt weiterzuentwickeln.

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Während der Begriff Business Relationship Management (BRM) sich auf die Gesamtheit der Strategien, Prozesse und Methoden des Beziehungsmanagements bezieht, zielt das BRM-System als technisches Werkzeug darauf ab, diese Ansätze digital und strukturiert umzusetzen. Ziel ist es, durch transparente Abläufe, strukturierte Kommunikation und gezielte Auswertungen den beidseitigen Nutzen von Partnerschaften und Kooperationen zu maximieren.

Was ist ein BRM-System?

Ein BRM-System bildet die methodischen Prinzipien des Business Relationship Management digital ab und dient der Qualitätssicherung sowie Effizienzsteigerung der geschäftlichen Zusammenarbeit. Im Gegensatz zum bloßen Management einzelner Kontakte ermöglicht ein BRM-System die zentrale Dokumentation aller relevanten Informationen, die Abbildung der gesamten Interaktionshistorie, die Definition gemeinsamer Ziele und eine fortlaufende Bewertung des Beziehungsstatus.

Anders als klassische CRM-Systeme (Customer Relationship Management), die überwiegend auf die Pflege von Kundenbeziehungen ausgerichtet sind, befasst sich ein BRM-System mit sämtlichen externen Stakeholdergruppen. Dazu zählen neben Kunden auch Lieferanten, Distributoren, Verbände, Kooperations- und Forschungspartner sowie Behörden und andere institutionelle Akteure. Im Vergleich zu SRM-Systemen (Supplier Relationship Management), die speziell die Beziehung zu Lieferanten betrachten, bietet ein BRM-System eine ganzheitliche Perspektive auf sämtliche externe Partnerschaften.

Historische Entwicklung und Abgrenzung zu CRM- und SRM-Systemen

Ursprünglich konzentrierten sich Informationsmanagementsysteme im Beziehungsmanagement auf einzelne Zielgruppen, wie Kunden (CRM) oder Lieferanten (SRM). Mit dem Anstieg vernetzter Geschäftsmodelle und zunehmender Komplexität der Wertschöpfungsketten entstand der Bedarf, sämtliche externen Geschäftsbeziehungen strukturiert zu steuern – unabhängig von deren Rolle. Hier setzt BRM an. Die folgende Übersicht verdeutlicht die charakteristischen Unterschiede:

  • CRM-System: Fokussiert die Verwaltung von Kundenbeziehungen, insbesondere im Vertrieb, Marketing und Service.
  • SRM-System: Speziell auf Lieferantenbeziehungen und das Lieferantenmanagement ausgerichtet.
  • BRM-System: Umfasst und integriert sämtliche externe Partnerschaften, auch über den klassischen Kunden- oder Lieferantenbegriff hinaus. Dies schließt beispielsweise Kooperationen mit Verbänden, Behörden, Forschungsnetzwerken oder anderen Organisationen ein.

Zentrale Funktionen und Einsatzbereiche eines BRM-Systems

Moderne BRM-Systeme unterstützen das methodische Beziehungsmanagement durch zahlreiche Funktionen, deren Umfang je nach Anbieter und Ausprägung variieren kann. Typische Funktions- und Einsatzfelder sind:

  • Zentrale Verwaltung von Partnerdaten: Über die reine Kontaktdatenerfassung hinaus werden auch vertragliche Vereinbarungen, Ansprechpartner, Zuständigkeiten und branchenspezifische Details gespeichert.
  • Detaillierte Dokumentation von Interaktionen: Sämtliche Interaktionen – ob Besprechungen, E-Mails, Telefonate oder Projektmeilensteine – werden systematisch erfasst und stehen nachvollziehbar bereit.
  • Beziehungsanalyse und Bewertung: Mithilfe von Analysewerkzeugen und Dashboards lassen sich Potenziale, Risiken und Trends in der Zusammenarbeit identifizieren.
  • Workflows und Aufgabenmanagement: Automatisierte Abläufe, Erinnerungsfunktionen und Prozesssteuerung erleichtern zum Beispiel das Onboarding neuer Partner, Vertragserneuerungen oder Freigabeprozesse.
  • Compliance- und Dokumentationsunterstützung: Gesetzliche und unternehmensinterne Vorgaben (z. B. Revisionssicherheit, Datenschutz, Prüfprotokolle) können abgebildet und nachgewiesen werden.
  • Integration in die Informationslandschaft: Anbindungen an andere Systeme wie ERP, Dokumentenmanagement oder Projektmanagement sind bei vielen Lösungen möglich.

Der konkrete Funktionsumfang hängt vom jeweiligen BRM-System ab. Nicht jede Lösung deckt alle genannten Aspekte vollständig ab. Es empfiehlt sich stets eine fundierte Analyse der Anforderungen und ein Abgleich mit den verfügbaren Systemfunktionen.

Die Unterscheidung zwischen dem allgemeinen Beziehungsmanagement und dem Einsatz eines BRM-Systems als technischer Lösung liegt in der systematischen, softwaregestützten Steuerung, Dokumentation, Automatisierung und Auswertung von Geschäftsbeziehungen – über bloße Listen- oder Adressverwaltungen hinaus.

Vorteile eines BRM-Systems für Organisationen

Die strukturierte Nutzung eines BRM-Systems bietet wesentliche Vorteile für Organisationen – unabhängig von Größe und Branche:

  • Transparenz: Alle Partnerbeziehungen sind zentral und aktuell erfasst; Aussagen zum Status einer Beziehung oder zu laufenden Projekten sind jederzeit möglich.
  • Effiziente Zusammenarbeit: Klar definierte Workflows und Aufgaben verteilen Verantwortlichkeiten und erleichtern die Koordination mit externen Akteuren.
  • Risikoreduktion: Abhängigkeiten, Engpässe oder Konfliktpotenziale werden frühzeitig erkannt, was die Stabilität der Partnerschaften erhöht.
  • Innovationsförderung: Die systematische Vernetzung mit Forschungs- und Entwicklungspartnern ermöglicht eine schnellere und zielgerichtete Zusammenarbeit.
  • Vertrauensbildung: Dokumentierte und nachvollziehbare Kommunikation erhöht die Zufriedenheit und Loyalität auf Seiten aller Partner.

Ein BRM-System bringt sowohl für große Organisationen mit komplexen, internationalen Partnerschaften als auch für kleinere Unternehmen, die gezielt Kooperationsnetzwerke aufbauen oder bestehende Beziehungen professionalisieren möchten, einen nachhaltigen Mehrwert.

Praktische Anwendungen und Branchenszenarien für BRM-Systeme

BRM-Systeme unterstützen das Informationsmanagement in unterschiedlichsten Anwendungsfällen. Typische Szenarien sind:

  • Normenmanagement: Koordinierung der Zusammenarbeit mit Normungsinstituten, Fachausschüssen und Industriepartnern.
  • Bibliotheksmanagement: Verwaltung und Kommunikation mit Verlagen, Zulieferern, Förderinstitutionen und wissenschaftlichen Partnernetzwerken.
  • Parlamentsdokumentation: Abstimmung zwischen politischen Gremien, externen Beratern und Behörden.
  • Datenanreicherung für den Vertrieb: Organisation und Analyse potenzieller Partner zur gezielten Marktansprache und für datenbasierte Vertriebskampagnen.
  • Forschung & Entwicklung: Steuerung internationaler Konsortien, Kooperationsprojekte und Hochschulpartnerschaften.
  • Lieferanten- und Bezugsquellenmanagement: Kombination aus SRM- und BRM-Ansätzen zur ganzheitlichen Bewertung und Auswahl von Geschäftspartnern.

Die Integration mit bestehenden Informationsmanagement-Systemen – etwa ERP, Projektmanagement-Software oder spezialisierten Datenbanken – sorgt dafür, dass Informationen redundanzfrei und konsistent verwendet werden. Medienbrüche, also der Transfer von Informationen zwischen unterschiedlichsten Systemen ohne direkte Schnittstelle, können so effektiv vermieden werden.

Integration, Datenschutz und Sicherheit in BRM-Systemen

Beim Einsatz von BRM-Systemen ist die Integration in bestehende IT-Landschaften von zentraler Bedeutung. Moderne Systeme bieten hierfür umfangreiche Schnittstellen und Anbindungsmöglichkeiten an ERP-, CRM-, DMS- und weitere Fachanwendungen. Dabei steht die Vermeidung von Medienbrüchen – also Informationsverlusten oder Ineffizienzen durch manuelle Übertragungen zwischen Systemen – im Fokus.

Besondere Aufmerksamkeit verlangt die sichere Verwaltung sensibler Daten. BRM-Systeme müssen Datenschutzanforderungen, etwa nach DSGVO, erfüllen. Dazu gehören verschlüsselte Datenübertragung, feingranulare Zugriffssteuerungen, Protokollierung von Zugriffen sowie Optionen zur revisionssicheren Aufbewahrung und Löschung personenbezogener Daten.

Aktuelle Trends im Bereich der BRM-Systeme

Die Weiterentwicklung moderner BRM-Systeme wird durch folgende Trends geprägt:

  • KI- und Automatisierungsfunktionen: Intelligente Analysen, Vorhersagemodelle, automatische Workflow-Steuerung und Empfehlungen für die Beziehungsentwicklung.
  • Cloud-basierte Architekturen: Erhöhen die Skalierbarkeit und ermöglichen mobilen Zugriff auf Beziehungsdaten – von unterschiedlichen Standorten oder Endgeräten.
  • Erweiterte Integrationsszenarien: Durch offene Schnittstellen können auch externe Informationsquellen, Social Media und Marktdaten eingebunden werden.
  • Mobile Apps: Flexibler Zugriff auf relevante Informationen und Workflows, unabhängig vom Arbeitsplatz.

Typische Herausforderungen bei der Einführung eines BRM-Systems

Organisationen stehen bei der Einführung eines BRM-Systems vor verschiedenen Herausforderungen:

  • Datenmigration: Historische Daten aus bestehenden Systemen müssen übernommen, konsolidiert und validiert werden.
  • Change Management: Die Akzeptanz neuer Prozesse und Softwaretools erfordert gezielte Kommunikation, Schulung und Beteiligung der Anwender.
  • Anpassung von Prozessen: Bestehende Abläufe müssen auf die Möglichkeiten und Logik des Systems zugeschnitten werden.
  • Integrationsaufwand: Die Anbindung an vorhandene Systeme und Datensilos ist oft mit technischen, rechtlichen und organisatorischen Abstimmungen verbunden.
  • Datenschutz und Compliance: Die neuen Prozesse müssen rechtskonform gestaltet und dokumentiert werden.

Nutzerrollen und Berechtigungsstrukturen in BRM-Systemen

BRM-Systeme bieten differenzierte Rollen- und Rechtekonzepte. Typische Nutzergruppen sind:

  • Partner-Manager: Verantwortlich für Aufbau und Pflege strategischer Beziehungen.
  • Compliance-Beauftragte: Überwachen Einhaltung regulatorischer Vorgaben und Dokumentationspflichten.
  • Fachabteilungen: Nutzen das System zur Koordination und für operative Aufgaben in spezifischen Projekten.
  • Controlling & Unternehmensführung: Greifen auf Berichte, Analysen und Dashboards zur strategischen Steuerung zu.

Feingranulare Berechtigungen sorgen dafür, dass sensible Informationen nur autorisierten Benutzergruppen zugänglich sind.

Best Practices für Implementierung und Nutzung

Um das Potenzial eines BRM-Systems optimal zu erschließen, empfiehlt sich:

  • Sorgfältige Datenpflege: Nur vollständige und aktuelle Daten erlauben fundierte Analysen.
  • Verbindliche Prozessdefinitionen und klare Verantwortlichkeiten: Rollen, Workflows und Zuständigkeiten müssen geregelt werden.
  • Frühzeitige Schulung der Anwender: Die Akzeptanz steigt, wenn Vorteile und Nutzen transparent erläutert werden.
  • Regelmäßiges Reporting und gezielte Datenauswertung: Frühzeitiges Erkennen von Chancen und Risiken.
  • Prüfung der Integrationsmöglichkeiten: Das BRM-System sollte sich flexibel in bestehende Systemlandschaften einbetten lassen.
  • Kontinuierlicher Verbesserungsprozess: Anpassungen an neue Anforderungen und regelmäßige Systempflege sichern die Nachhaltigkeit.

Häufige Fehlerquellen liegen in mangelnder Datenpflege, unzureichender Anwenderbeteiligung oder dem Betrieb von Insellösungen, die ohne Integration in die bestehende IT-Landschaft arbeiten.

Häufige Fragen zu BRM-Systemen

Was unterscheidet ein BRM-System von einem CRM- oder SRM-System?

Während ein CRM-System auf die Verwaltung und Optimierung der Kundenbeziehung fokussiert und ein SRM-System insbesondere das Verhältnis zu Lieferanten steuert, bietet ein BRM-System einen umfassenden Ansatz für sämtliche externe Geschäftsbeziehungen – einschließlich, aber nicht beschränkt auf Kunden und Lieferanten. BRM-Systeme eignen sich für Unternehmen, die einheitliche Prozesse und eine ganzheitliche Sicht auf alle Kooperationspartner – von Forschungsnetzwerken über öffentliche Institutionen bis zu strategischen Allianzen – benötigen.

Für welche Organisationen ist ein BRM-System sinnvoll?

BRM-Systeme sind besonders für Unternehmen, Behörden und andere Institutionen relevant, die vielfältige und teils komplexe externe Beziehungen pflegen. Sie eignen sich sowohl für Organisationen mit zahlreichen internationalen Partnern und Projekten als auch für kleinere Unternehmen, die ihr Beziehungsmanagement professionalisieren und Abläufe skalierbar gestalten möchten. Die konkrete Eignung hängt von Struktur, Strategie und Zielsetzung der jeweiligen Organisation ab.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Einführung eines BRM-Systems?

Zu den typischen Herausforderungen gehören die Migration bestehender Partnerdaten, die Anpassung von Unternehmensprozessen, das Sicherstellen von Compliance-Anforderungen und das Gewinnen der Nutzerakzeptanz. Eine schrittweise, begleitete Einführung und die klare Kommunikation von Zielen und Vorteilen sind essenziell.

Wie gelingt die Integration eines BRM-Systems in bestehende Softwarelandschaften?

Aktuelle BRM-Systeme verfügen über Schnittstellen zu ERP-, CRM-, DMS-, Projektmanagement- und weiteren Fachanwendungen. Die Integration sorgt dafür, dass Informationen ohne Medienbruch, also ohne manuelles Übertragen oder Datenverluste zwischen Systemen, genutzt und verarbeitet werden können. Die genaue Vorgehensweise hängt von den vorhandenen Systemen und den Anforderungen an die Datenkonsistenz und Sicherheit ab.

Wie wird der Datenschutz in BRM-Systemen gewährleistet?

BRM-Systeme müssen umfangreiche Maßnahmen zum Datenschutz und zur Datensicherheit bieten. Hierzu gehören verschlüsselte Kommunikation, Zugriffsbeschränkungen nach dem Need-to-know-Prinzip, revisionssichere Protokollierung sowie die Möglichkeit zur datenschutzkonformen Löschung und Auskunftserteilung.

Welche aktuellen Trends prägen den BRM-System-Markt?

KI-basierte Funktionen, cloudbasierte Lösungen, mobile Zugriffsmöglichkeiten, tiefe Integrationsoptionen mit anderen Managementsystemen sowie stetig wachsende Compliance-Anforderungen gehören zu den wichtigsten Trends in der Weiterentwicklung von BRM-Systemen.

Was versteht man unter einem Medienbruch im Zusammenhang mit BRM-Systemen?

Ein Medienbruch tritt auf, wenn Informationen zwischen verschiedenen Systemen ohne direkte digitale Verbindung übertragen werden müssen, beispielsweise mittels Ausdruck, manueller Eingabe oder Übersendung per E-Mail. BRM-Systeme mit Integrationsschnittstellen helfen, solche Medienbrüche zu vermeiden und die Datenkonsistenz zu bewahren.

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