Thesaurus (PARTHES)

Ein Thesaurus ist ein strukturiertes Referenzwerk, das Begriffe, deren Bedeutungen und Beziehungen zueinander formalisiert.

Produkt:
Parlamente

Er ist ein zentrales Instrument im modernen Informationsmanagement und trägt dazu bei, Inhalte systematisch zu erschließen, die Recherche zu verbessern und die Konsistenz bei der Verschlagwortung sicherzustellen. Im Bereich anspruchsvoller Dokumentationsaufgaben, wie beispielsweise in der Parlamentsdokumentation, ist der Einsatz eines Thesaurus wesentlich für eine effiziente, nachvollziehbare und nachhaltige Erschließung und Abfrage großer Dokumentenbestände. Das Thesaurus-Management-System PARTHES stellt hierfür eine spezialisierte Softwarelösung dar, die gezielt für den dokumentarischen Einsatz in Parlamenten, Behörden und ähnlichen Organisationen entwickelt wurde.

Was ist ein Thesaurus?

Ein Thesaurus ist ein kontrolliertes Vokabular, in dem Begriffe nicht nur als Liste geführt, sondern über verschiedene Beziehungstypen miteinander verbunden werden. Dies ermöglicht es, semantische Zusammenhänge explizit abzubilden und für Such- und Erschließungsprozesse nutzbar zu machen. Die typischen Beziehungstypen in einem Thesaurus sind:

  • Hierarchische Beziehungen (Oberbegriff/Unterbegriff – Broader/Narrower Term, BT/NT): Begriffe werden organisiert, indem allgemeinere (Oberbegriffe) und speziellere (Unterbegriffe) miteinander verknüpft werden. Beispiel: „Ausschuss“ (Oberbegriff) – „Haushaltsausschuss“ (Unterbegriff).
  • Assoziative Beziehungen (Verwandte Begriffe – Related Terms, RT): Thematisch oder sachlich verwandte Begriffe, die nicht in einer Hierarchie stehen, aber häufig gemeinsam auftreten oder relevante Zusammenhänge aufweisen. Beispiel: „Rente“ (verwandter Begriff zu) „Altersvorsorge“.
  • Äquivalenzbeziehungen (Bevorzugte/nicht bevorzugte Begriffe – Preferred/Non-Preferred Term, Use/Use for): Synonyme oder alternative Schreibweisen werden standardisiert, indem alle Varianten auf einen bevorzugten Begriff verweisen. Beispiel: „Gesetzesentwurf“ (bevorzugt), „Gesetzesvorlage“ (nicht bevorzugt, verweist auf Gesetzesentwurf).

Diese Beziehungen erlauben es, unterschiedlichste Suchanfragen zum gewünschten Ergebnis zu führen und die Suche auch bei abweichender Terminologie zu optimieren. Damit unterscheidet sich ein Thesaurus grundlegend von einer (auch kontrollierten) Schlagwortliste, die oft lediglich Begriffe ohne explizite Beziehung zueinander aufführt. Ein Thesaurus trägt durch seine semantische Struktur maßgeblich zur Qualität der Recherche und Indexierung bei.

Internationale Standards wie ISO 25964 („Thesauri und Interoperabilität mit anderen Vokabularen“) und Austauschformate wie SKOS (Simple Knowledge Organization System) oder RDF spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung, Pflege und Integration von Thesauri in übergreifende Informationssysteme.

Lebenszyklus und Pflege eines Thesaurus

Ein Thesaurus durchläuft verschiedene Phasen: die Konzeption und Erstellung der ursprünglichen Begriffswelten, die Integration in das jeweilige Informationssystem, die laufende Pflege und Anpassung an sich wandelnde Sachverhalte, die Bewertung und Weiterentwicklung sowie die Archivierung historischer Versionen.

Die kontinuierliche Pflege ist essenziell, um beispielsweise gesellschaftliche und politische Entwicklungen abzubilden und dadurch die Aktualität und Relevanz des Thesaurus zu sichern. Verantwortliche Redakteursteams dokumentieren Änderungen transparent und sorgen für eine nachhaltige Qualität der Begriffswelten.

Einsatz von Thesauri am Beispiel PARTHES

PARTHES wird primär in der Parlamentsdokumentation eingesetzt. Dort sind Vielfalt, Dynamik und Komplexität politischer Themen allgegenwärtig. Ein spezialisierter Thesaurus erleichtert die inhaltliche Erschließung parlamentarischer Vorgänge wie Gesetzesentwürfe, Anträge, Verordnungen oder Protokolle. Die Vorteile einer Thesaurus-gestützten Dokumentation sind vielfältig:

  • Effizientes Auffinden von Informationen: Auch bei unterschiedlichsten Formulierungen oder Synonymen ermöglicht der Thesaurus die schnelle und gezielte Recherche.
  • Hochwertige Verschlagwortung: Einheitliche, kontrollierte Begriffsnutzung verbessert die Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit der Dokumentation.
  • Nachhaltigkeit und historische Vergleichbarkeit: Politische Begriffe verändern sich beständig. Der Thesaurus spiegelt diese Entwicklungen wider und sorgt dafür, dass historische und aktuelle Dokumente gleichermaßen auffindbar bleiben.
  • Maschinelle Indexierung und facettierte Suche: Strukturierte Beziehungstypen ermöglichen den Einsatz fortgeschrittener Recherchefunktionen, einschließlich automatischer Indexierung und facettierter Suchen.

Beyond Parliament – Anwendungsfelder und Bedeutung

Obwohl PARTHES vorrangig für parlamentarische Dokumentationen entwickelt wurde, lassen sich Thesaurus-Management-Systeme branchenübergreifend einsetzen, etwa in Bibliotheken, Museen, Archiven oder Unternehmen. Überall dort, wo komplexe Begriffswelten und konsistente Erschließung erforderlich sind, leisten Thesauri einen entscheidenden Beitrag zur Qualität von Informationsmanagement und Wissensorganisation.

Typische Anwendungsbeispiele:

  • Bibliotheken: Verbesserung der Recherche in Bibliothekskatalogen und Datenbanken durch kontrollierte Verschlagwortung und gezielte Navigationsmöglichkeiten.
  • Museen: Systematische Verschlagwortung von Ausstellungsobjekten, sodass unterschiedliche Begriffszuordnungen und Synonyme einbezogen werden.
  • Wirtschaft und Forschung: Strukturierung und Organisation großer Datenmengen für Wissensmanagement, Data Enrichment und gezielte Auswertung.

PARTHES im Überblick

PARTHES ist ein eigenständiges Thesaurus-Management-System, das von der PDV GmbH entwickelt und seit vielen Jahren für Parlamente und öffentliche Institutionen im deutschsprachigen Raum erfolgreich eingesetzt wird. Ziel ist es, die vollständige Verwaltung und Wartung komplexer Begriffssysteme – einschließlich Mehrsprachigkeit, Nutzer- und Rechteverwaltung sowie individueller Konfigurationsmöglichkeiten – zu ermöglichen.

  • Zentrale Verwaltung: PARTHES bietet eine zentrale, webbasierte Oberfläche, in der Begriffswelten organisiert, gepflegt und versioniert werden.
  • Reduzierung von Redundanzen und Ambiguitäten: Konsistenzprüfungen und Validierungswerkzeuge helfen, Unklarheiten und Doppeldeutigkeiten bei Begriffen zu vermeiden.
  • Flexible Anpassung und Erweiterung: Neue Themenbereiche, aktuelle gesellschaftliche oder politische Entwicklungen können zeitnah eingepflegt werden.
  • Integration externer Vokabulare: Über entsprechende Schnittstellen ist eine Integration von Normdaten (z. B. GND, LCSH) oder externen Thesauri sowie die Synchronisation und der Export gängiger Austauschformate (z. B. SKOS, RDF) möglich.
  • Mehrsprachigkeit und Anwenderverwaltung: PARTHES unterstützt mehrsprachige Thesauri und differenzierte Nutzerrollen für Redaktion, Freigabe und Verwaltung.
  • Protokollierung und Qualitätsmanagement: Änderungen, Prüfungen und Historien werden revisionssicher dokumentiert und erleichtern die Nachvollziehbarkeit.

Die Offenheit gegenüber aktuellen Standards sichert die Interoperabilität mit anderen Informationssystemen und fördert Ansätze wie Linked Data. Dies ermöglicht es, Thesauri zu publizieren, mit anderen Systemen zu teilen oder in größere Datenökosysteme zu integrieren.

Herausforderungen und Best Practices beim Thesaurus-Management mit PARTHES

  • Regelmäßige Pflege und Weiterentwicklung: Verantwortung für Aktualität und Qualität sollte zentral gesteuert werden. Ein festes Redaktionsteam sorgt für transparente und dokumentierte Anpassungsprozesse.
  • Schulungen und Einbindung der Mitarbeitenden: Um die einheitliche Anwendung zu gewährleisten, ist eine gezielte Schulung aller Beteiligten erforderlich.
  • Change Management und Nutzerakzeptanz: Die Einführung eines Thesaurus bedeutet für viele Organisationen einen grundlegenden Wandel in der Arbeitspraxis. Eine stetige Kommunikation und Einbindung relevanter Stakeholder fördern die Akzeptanz.
  • Migration bestehender Begriffssysteme: Eine sorgfältige Planung ist nötig, insbesondere bei der Übernahme historischer Verschlagwortungen oder der Integration externer Vokabulare.
  • Transparenz und Nachvollziehbarkeit: Die Dokumentation aller Eingriffe, Änderungen und Verantwortlichkeiten fördert die Qualität und Akzeptanz des Systems.

Häufige Fragen zu Thesaurus (PARTHES)

Was unterscheidet einen Thesaurus von einer (kontrollierten) Schlagwortliste?

Eine Schlagwortliste kann eine kontrollierte Auswahl von Begriffen für die Verschlagwortung bieten, stellt aber typischerweise keine expliziten semantischen Beziehungen zwischen diesen Begriffen her. Ein Thesaurus hingegen definiert explizite Beziehungen wie hierarchische, assoziative und äquivalente Verknüpfungen. Dadurch können Suchen präziser ausgeführt und die fachliche Erschließung umfassender modelliert werden.

Welche Rolle spielen Standards wie ISO 25964 und SKOS bei modernen Thesauri?

Internationale Normen wie ISO 25964 regeln die Struktur, Pflege und Interoperabilität von Thesauri. Austauschformate wie SKOS oder RDF erlauben die Veröffentlichung, den einfachen Austausch und die technische Integration von Thesauri in verschiedene Systeme.

Ist PARTHES ein eigenständiges System oder ein Modul?

PARTHES ist ein eigenständiges Thesaurus-Management-System, das von der PDV GmbH entwickelt wurde. Es lässt sich flexibel in Dokumentations-, Bibliotheks- oder Informationsmanagementsysteme integrieren und ist beispielsweise Bestandteil der Softwarelösungen für Parlamentsdokumentationen, kann aber auch eigenständig betrieben werden.

Unterstützt PARTHES verschiedene Sprachen und individuelle Konfigurationen?

Ja, PARTHES verfügt über Funktionen zur Mehrsprachigkeit, zur individuellen Anpassung der Begriffswelten sowie zur differenzierten Rechte- und Nutzerverwaltung. Damit eignet sich das System für internationale Organisationen oder mehrsprachige Dokumentationsaufgaben.

Wie können bereits bestehende Vokabulare oder Normdateien mit PARTHES genutzt werden?

Über entsprechende Schnittstellen und Importfunktionen lassen sich Normdaten wie GND, LCSH oder andere externe Thesauri in PARTHES integrieren. Zudem können Daten im SKOS-Format exportiert und mit anderen Systemen oder Plattformen geteilt werden.

Worauf ist bei der Migration und Einführung eines Thesaurus-Systems zu achten?

Besonders wichtig ist die sorgfältige Planung und Analyse bestehender Begriffssysteme, die Einbindung der relevanten Fachbereiche und eine schrittweise Umsetzung. Die Akzeptanzsteigerung durch Schulungen, transparente Prozesse und eine klare Dokumentation aller Schritte sind zentrale Erfolgsfaktoren.

Kann ein mit PARTHES gepflegter Thesaurus veröffentlicht oder für Dritte verfügbar gemacht werden?

Ja, durch Unterstützung von Formaten wie SKOS, RDF und offene Schnittstellen kann ein Thesaurus mit PARTHES exportiert und anderen Systemen oder sogar als Linked Data öffentlich bereitgestellt werden. Dies erleichtert die Nachnutzung und Interoperabilität.

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